Beschneidung

»Nicht rechtswidrig«

Am Sonntag fand in Heidelberg auf Einladung der Hochschule für Jüdische Studien und des Zentralrats der Juden in Deutschland ein Tagesseminar mit dem Titel »Beschneidung – Das Zeichen des Bundes in der Kritik« statt.

Zahlreiche Fachreferenten beleuchteten das Thema von verschiedenen Seiten. In Kurzreferaten wurden die religiösen, historischen, medizinischen, philosophischen und juristischen Aspekte rund um die Zirkumzision erläutert. Dabei zeigte vor allem der Blick in die Geschichte, dass die Beschneidungsdebatten stets auch antisemitisch motiviert waren und, wie Dr. Robert Jütte aus medizinhistorischer Sicht ausführte, »die Beschneidung ein Beleg für die Grausamkeit der Juden« gewertet wurde.

kritik Von allen Referenten wurde durchweg die Debattenführung der letzten Wochen und die späte Reaktion der Politik kritisiert. »Wie lang will man die Diskussion so laufen lassen?«, fragte auch Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, bei der Podiumsdiskussion, die am Ende des Seminars stattfand, und überlegte weiter: »Was kann eine Debatte in den Ausschüssen jetzt noch hervorbringen, was nicht schon in der öffentlichen Diskussion vorgebracht wurde?«

Volker Beck, Bundestagsabgeordneter der Grünen, nahm hingegen seine Kollegen in Schutz: Nicht jeder, der gegen Beschneidung sei, sei automatisch antisemitisch, islamophob oder antireligiös. Man müsse die Ängste der Menschen, die sich um das Kindeswohl sorgten, ernst nehmen und entkräften. Aus diesem Grund war der Politiker auch deutlich früher zur Tagung angereist, um selbst noch mehr über die konkreten medizinischen Aspekte der Beschneidung zu erfahren.

humor Als Fachreferentin war die Urologin und Rabbinerin Antje Yael Deusel vor Ort, die anhand drastischer Bilder, aber auch mit viel Humor die geringen Risiken der Beschneidung ebenso ehrlich schilderte wie die Probleme, die eine unterlassene Beschneidung mit sich bringen kann. Darüber hinaus wurde über die juristische Umsetzung einer gesetzlichen Regelung nachgedacht. Eing war man sich, dass die Beschneidung nicht nur »strafverfolgungsfrei« bleiben sollte, sondern als »nicht rechtswidrig« definiert werden muss, um den gesellschaftlichen Schaden, den die Debatte der letzen Wochen angerichtet hat, nicht weiter zu vergrößern.

Lesen Sie den ausführlichen Tagungs-Bericht in der Print-Ausgabe vom kommenden Donnerstag.

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert

80 Jahre Kapitulation

Gedenkstunde im Bundestag ohne Vertreter aus Russland und Belarus

Man wolle die Instrumentalisierung von Gedenkveranstaltungen zu propagandistischen Zwecken verhindern, heißt es aus dem Auswärtigen Amt

 17.04.2025

Berlin

Berliner Uni-Präsidentin: »Räumung war der einzig richtige Weg«

Sachbeschädigung und Hamas-Zeichen: Julia von Blumenthal verteidigt die schnelle Räumung einer »propalästinensischen« Hörsaal-Besetzung

 17.04.2025

Washington D.C.

»New York Times«: Trump lehnte Angriff auf Irans Atomanlagen ab

Israel soll einen Bombenangriff auf iranische Nuklearanlagen geplant haben - mit Unterstützung der USA. Doch mehrere Mitglieder der Trump-Regierung hätten Zweifel gehabt

 17.04.2025

Berlin

Spahn: Will die AfD nicht normalisieren

Der Unionsfraktionvize hat eine Debatte über den Umgang mit der AfD losgetreten. Nun wehrt er sich gegen den Vorwurf, der Rechtsaußenpartei zur Normalisierung verhelfen zu wollen

 17.04.2025