Berlin

»Nicht in allen Punkten Übereinstimmung«

Israels Premier Netanjahu und Bundeskanzlerin Merkel bei der gemeinsamen Pressekonferenz am Montagnachmittag Foto: dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Montagnachmittag den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu in Berlin empfangen. Beim Gespräch im Kanzleramt ging es um bilaterale Fragen, die aktuelle Lage im Nahen Osten und vor allem um die iranische Bedrohung.

Netanjahu machte deutlich, dass der Iran weiterhin atomare Pläne verfolge und bestrebt sei, die gesamte Region für sich zu erobern. Das Land sei dabei, die Zahl der schiitischen Milizen in Syrien deutlich zu erhöhen, um in einem überwiegend sunnitischen Gebiet einen »religiösen Krieg« zu führen. Zudem sei der Iran Hauptsponsor terroristischer Aktivitäten in aller Welt. Netanjahu verwies zudem auf jüngste Äußerungen aus Teheran, dass Israel ein Krebsgeschwür sei, das man beseitigen müsse.

sicherheit Merkel betonte, dass sie entsprechende Äußerungen der iranischen Führung aufs Schärfste ablehne. Deutschland stehe für Israels Recht auf Sicherheit ein. Sie nannte die Frage des regionalen Einflusses des Iran besorgniserregend. Man sei sich im Ziel einig, dass Iran niemals eine nukleare Bewaffnung bekommen dürfe. Meinungsverschiedenheiten gebe es jedoch in der Frage, wie dieses Ziel am besten erreicht werden könne.

Deutschland wolle am Atomabkommen festhalten, setze auf Diplomatie und »harte Verhandlungen«, so Merkel. Israel hingegen kritisiert den Atomdeal heftig und will den Druck auf Teheran deutlich erhöhen. »Es gibt nicht in allen Fragen Übereinstimmung«, stellte Merkel nach dem Gespräch fest. »Aber wir sind Freunde, wir sind Partner. Und darum sind wir bemüht, unsere gegenseitigen Interessen zu verstehen.«

regierungskonsultationen In den bilateralen Beziehungen scheint mehr Übereinstimmung vorhanden. Beim Treffen vereinbarten Merkel und Netanjahu, die im Mai vergangenen Jahres abgesagten Regierungskonsultationen am 4. Oktober nachzuholen. Die Bundeskanzlerin will dazu mit einer Wirtschaftsdelegation nach Israel reisen.

Dass man heute als Verbündete zusammenstehe, sei nach dem furchtbaren Menschheitsverbrechen der Schoa »ein großes Geschenk der Geschichte«, das jeden Tag wieder neu erarbeitet werden müsse, betonte die Kanzlerin.

Am Abend reiste Netanjahu nach Paris weiter, um mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu sprechen. Auch ein Treffen mit der britischen Premierministerin Theresa May in London ist geplant. ddk

Porträt

Der Sinneswandler

Derviş Hizarcı ist Muslim und kämpft gegen Judenhass in der Community. Eine Begegnung in Berlin

von Canan Topçu  14.12.2024

Weiden

Muslimischer Prediger rief zur Tötung von Juden auf – Bewährungsstrafe

Neben der Freiheitsstrafe auf Bewährung wurde dem Mann eine Geldstrafe auferlegt

 13.12.2024

Israel

TV-Bericht: Netanjahu wurde vor dem 7. Oktober von zwei Seiten vor Angriff gewarnt

Im Krankenhaus soll der Ministerpräsident auf die Bedrohung angesprochen worden sein. Sein Büro spricht von »Verleumdung und Lügen«

 13.12.2024

Nahost

Acht Hamas-Mitglieder in Gaza getötet

Zu den Terroristen gehört ein Mann, der am Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel beteiligt war

 13.12.2024

Berlin/Jerusalem/Tel Aviv

60 Jahre diplomatische Beziehungen: Deutsch-israelischer Buchmesse-Pavillion abgesagt

Regierungsbeamte in Israel sind enttäuscht. Die Bundesregierung sieht die Sache anders

 13.12.2024 Aktualisiert

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Berlin

Roth: Israelische Angriffe auf syrische Waffenlager verständlich

Israels Luftwaffe bombardiert seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad massiv militärische Einrichtungen in Syrien. Der SPD-Politiker zeigt dafür zum Teil Verständnis

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Baden-Württemberg

Nach antisemitischen Anfeindungen: Innenminister will Pfarrer schützen

Ein evangelischer Pastor in Langenau bei Ulm wird seit Monaten wegen seiner Kritik an den Hamas-Massakern angefeindet

 12.12.2024