Herr Abdel-Samad, der neue Bundesinnenminister hat am Dienstag zum ersten Mal die Islamkonferenz geleitet. Im Vorfeld hieß es, das sei eine Bewährungsprobe für Hans-Peter Friedrich. Wie hat sich der CSU-Politiker geschlagen?
Ordentlich. Er war zumindest sehr sachlich. Es gab zwar Kritik von einigen muslimischen Vertretern wegen seiner Äußerung, dass der Islam kein Teil Deutschlands sei. Aber der Minister hat versucht, seine Aussage zu begründen. Auch die Vorschläge für eine Sicherheitspartnerschaft zur Verhinderung von Terrorismus haben nicht bei allen Anklang gefunden. Doch immerhin gab es eine anregende Diskussion.
Wie hat Friedrich seine Aussage begründet, dass der Islam historisch betrachtet kein Teil von Deutschland sei?
Er hat sich nicht dafür gerechtfertigt, sondern betont, dass die Muslime selbstverständlich ein Teil des Landes seien. Es schien ihm allerdings unangenehm, dass das Thema erneut zur Sprache kam. Einige Teilnehmer haben Friedrich vorgeworfen, dass seine Äußerungen die Debatte um fünf Jahre zurückgeworfen hätten. Aber ich denke, die Politik kann ohnehin nicht vorgeben, welche Religion zu Deutschland gehört.
Worin unterscheidet sich die Islamkonferenz im März 2011 von denen, die Wolfgang Schäuble und Thomas de Maizière geleitet haben?
Für Schäuble war das ein Herzensprojekt. Auch de Maizière legte von Anfang an viel Elan an den Tag. Das konnten wir von Friedrich, der eher pragmatisch veranlagt ist, nicht erwarten. Für ihn ist das alles Neuland.
Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen des Treffens am Dienstag?
Die Islamkonferenz hat keine juristische oder exekutive Kraft. Sie kann vernetzen, die Kommunikation verbessern und einiges beschleunigen. Das passiert gerade etwa bei der Imamausbildung und dem Islamunterricht. Ein Großteil der Arbeit ist eben nicht gleich sichtbar, aber es tut sich eine ganze Menge.
Mit dem Politikwissenschaftler und Historiker sprach Katrin Richter.