Berlin

Neues Entschädigungsabkommen unterzeichnet

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und der Vorsitzende der Claims Conference, Julius Berman, haben am Donnerstag das neue Artikel-2-Abkommen zum Einigungsvertrag unterzeichnet. Die Vereinbarung sieht Leistungen für die NS-Verfolgten vor, die bis jetzt keine oder nur geringfügige Entschädigungen erhalten haben. Sie ersetzt ein früheres Abkommen, mit dem 1992 erstmals die Entschädigung für jüdische NS-Opfer durch das wiedervereinigte Deutschland festgelegt wurde. Die Unterzeichnung fand im Rahmen einer Feierstunde zum 60. Jahrestag des Luxemburger Abkommens im Jüdischen Museum Berlin statt.

Anerkennung Dabei betont der Claims-Vorsitzende Berman, dass es bei dem historischen Engagement beider Seiten nicht um das Geld, vielmehr um Anerkennung und Wertschätzung der jüdischen NS-Opfer gehe. 1952 hätten weder die Vertreter Deutschlands noch die der Claims Conference voraussehen können, »dass diese Bemühungen 60 Jahre und darüber hinaus andauern würden«.

Bundesfinanzminister Schäuble sagte, dass es neben der Hilfe für die Opfer darum gehe, ihr Leid anzuerkennen. Dies sei in den vergangenen 60 Jahren stets gemeinsame Position aller Parteien des Deutschen Bundestages und aller Regierungen gewesen. Nun gelte es, mit dem neuen Abkommen auch den sich wandelnden Bedürfnissen der inzwischen hochbetagten Holocaustüberlebenden gerecht zu werden.

Stuart Eizenstat, Chefunterhändler der Claims Conference, hob in seiner Rede hervor, dass mit den Leistungen den jüdischen NS-Opfern ermöglicht werde, ihren Lebensabend in Würde verbringen zu können. Deutschland zeige der Welt, dass es die Überlebenden des Holocaust niemals vergessen werde.

Zentralrat Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland würdigte das Abkommen und die Verdienste der Claims Conference, die sich seit sechs Jahrzehnten für die Zahlungen an die Opfer des Nationalsozialismus einsetze. »Das Leid der Überlebenden kann zwar durch Geld allein nie wiedergutgemacht werden, aber durch die Entschädigungsleistungen erfahren die Opfer auch eine Anerkennung, die bitter nötig ist«, erklärte der Präsident des Zentralrats, Dieter Graumann. Besonders verdienstvoll sei es, dass sich die Claims Conference nach dem Fall des Eisernen Vorhangs auch um die Überlebenden in Osteuropa gekümmert hat, die bis dahin bei der Entschädigung leer ausgegangen waren.

Das Kapitel »Entschädigung« dürfe weiterhin nicht abgeschlossen werden, so Graumann. »Noch immer gibt es Opfer, deren Leid bisher nicht anerkannt wurde. Sie dürfen nicht vergessen werden. Diesen Menschen einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen, ist ein Ziel, dem wir uns alle verpflichtet fühlen. Die Fortschreibung des Artikel-2-Abkommens ist dafür ein wichtiger Schritt, den wir sehr begrüßen. Leider ist allerdings das Problem von bisher nicht nachgezahlten Ghetto-Renten noch nicht gelöst. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir eine Übereinkunft finden werden, sodass die Opfer zu ihrem Recht kommen.«

Gedenken

»Wer nicht mehr laufen konnte, wurde erbarmungslos abgeknallt«

Die Nazis wollten wegen des Vorrückens der Roten Armee Spuren beseitigen: Sogar noch kurz vor der Befreiung schickten sie KZ-Häftlinge auf Todesmärsche. Heute erinnern entlang der Strecken Mahnmale an die Toten

von Leticia Wittte  08.01.2025

Berlin

Kabinett stimmt Schiedsgericht für NS-Raubgut zu

Eine neue Instanz soll laut Bund das Verfahren zur Rückgabe erleichtern. Die Reform wird von Experten in einem offenen Brief kritisiert

 08.01.2025

München

Josef Schuster kritisiert geplante Veranstaltung des NS-Dokumentationszentrums

Bei der Lesung am Holocaust-Gedenktag soll Iris Berben aus einem Werk der Autorin Chaja Polak über Israel und Gaza lesen

 08.01.2025

Meinung

Wo Extremisten keine Gegenwehr fürchten müssen

In Berlin wurde die Alice Salomon Hochschule von Hamas-Sympathisanten besetzt. Erneut setzen weder die Studierendenschaft noch das Präsidium der Terrorverherrlichung etwas entgegen

von Noam Petri  08.01.2025

Meinung

Der Neofaschist Herbert Kickl ist eine Gefahr für Österreich

In der FPÖ jagt ein antisemitischer »Einzelfall« den anderen, ihr Obmann will die liberale Demokratie abschaffen und könnte schon bald Kanzler sein

von Bini Guttmann  08.01.2025

Berlin

Terrorunterstützer besetzen Saal der Alice Salomon Hochschule 

In einer Erklärung stellt sich die Bildungseinrichtung auf die Seite derer, die Israel verurteilen. Präsidentin Bettina Völter spricht von einer »friedlichen« Besetzung – trotz Terrorverherrlichung

von Imanuel Marcus  08.01.2025

Gedenkfeier

Kontroverse um mögliche Verhaftung Netanjahus in Polen

Eine Auschwitz-Überlebende bringt sogar einen Boykott der Gedenkfeier ins Spiel - der polnische Staatssekretär fühlt sich missverstanden

 08.01.2025 Aktualisiert

Israelische Geiseln

»... dann wird im Nahen Osten die Hölle losbrechen«

Wie der designierte US-Präsident Donald Trump auf den Terror der Hamas reagiert

von Jan-Uwe Ronneburger  07.01.2025

Kontroverse um Elon Musk

Bericht: Zweiter »Welt«-Redakteur kündigt wegen Gastbeitrag

Der Axel-Springer-Konzern verliert offenbar einen weiteren renommierten Journalisten

 07.01.2025