Die amerikanische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat noch 64 Tage Zeit, um mehr Wähler von sich zu überzeugen. Gerade in »Swing States«, also in Bundesstaaten, in denen ein Sieg ihrer Demokraten nicht gewiss ist, wird viel Wahlkampf gemacht.
Die Wahlkampagne von Harris will unter anderem gezielt Minderheiten ansprechen, da sie am 5. November, dem Wahltag, das Zünglein an der Waage darstellen könnten. Auch arabisch-stämmige Amerikaner gehören dazu. Um sie zu überzeugen, stellten die Wahlstrategen der Vizepräsidentin eine Beraterin namens Brenda Abdelall ein.
Abdelall ist eine Anwältin mit ägyptischen Wurzeln. Ihre Mission ist Michigan. Hier lebt eine der größten Gemeinschaften muslimischer und arabischer Amerikaner. Kamala Harris will und braucht ihre Unterstützung, um die 15 Wahlmännerstimmen des Staates auf ihre Seite ziehen zu können.
Altes Zitat
Nach Brenda Abdelalls Ernennung dauerte es gerade mal einen Tag, bis ein altes Zitat von ihr in Medien auftauchte: »Zionisten kontrollieren einen Großteil der amerikanischen Politik« erklärte sie Berichten zufolge im Jahr 2002 bei einer Konferenz des American Muslim Council (AMC).
Juden eine Kontrolle der Politik, der Medien oder der Wirtschaft vorzuhalten, ist ein antisemitisches Narrativ, das auch in Nazi-Deutschland bemüht wurde. Das Wort »Zionisten« wird von Antisemiten oft als Platzhalter für das Wort »Juden« verwendet.
Ein weiteres Zitat, das in dieselbe Richtung deutet, wurde ebenfalls in Berichten wiedergegeben: Brenda Abdelall soll vor einem Ausschuss eine Wahlniederlage des damaligen Kongressabgeordneten Earl Hilliard Sr. kommentiert haben.
Seine Kritik an einer Resolution des Repräsentantenhauses gegen palästinensische Selbstmordattentate habe dazu geführt. Die Abwahl belege daher einen »beträchtlichen jüdischen Einfluss« in der Politik, sagte sie damals.
Von Aussagen distanziert
Amerikanische Zeitungen berichteten, das Wahlkampfteam von Kamala Harris habe sich von Brenda Abdelalls früheren Zitaten distanziert. »Diese Aussagen von 2002 stellen weder Brendas heutige Sichtweisen dar, noch diejenigen der Wahlkampagne« von Kamala Harris und ihrem Kandidaten für die Vizepräsidentschaft, Tim Walz, hieß es.
Das Harris-Team sah sich gezwungen, sich in einem weiteren, ähnlich gelagerten Fall gegen Kritik zu verteidigen. Jüdische Organisationen äußerten ihren Unmut hinsichtlich der Einstellung von Nasrina Bargzie als Beraterin für Belange der muslimischen Community.
Prodemokratisch und proisraelisch
Der Grund: Sie hatte im Jahr 2013 Beschwerden jüdischer Studenten über Antisemitismus an Hochschulen als »organisierte Mobbing-Kampagnen« abgetan, die gescheitert seien. Das Wahlkampf-Team gab an, Frau Bargzie habe zuletzt an der Entwicklung der nationalen Strategie gegen den Antisemitismus in den USA mitgewirkt.
Innerhalb der Demokraten gibt es prominente Mitglieder und Personen an der Basis, die im Kongress oder auf Demonstrationen antiisraelische Positionen vertreten und diese als »propalästinensisch« bezeichnen. Eine Mehrheit ist jedoch prodemokratisch – auch in Zusammenhang mit dem Nahen Osten – und daher proisraelisch.