Düsseldorf

Nach Nazi benannte Straße soll umbenannt werden

Franz Jürgens Foto: Stadtarchiv

In Düsseldorf sollen künftig eine Straße, ein Platz und ein Berufskolleg, die den Namen von Franz Jürgens tragen, umbenannt werden. Jürgens war zwar Teil des Widerstands gegen das deutsche Nazi-Regime, aber zuvor als »Schutzpolizist« an der Deportation von zahlreichen Juden beteiligt.

Nach langen Diskussionen ist nun also klar: Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) wird dem Düsseldorfer Stadtrat eine Umbenennung des Jürgensplatzes in der Friedrichstadt südlich der Altstadt, der weiter nördlich gelegenen Franz-Jürgens-Straße sowie der ebenfalls nach Jürgens benannten Bildungseinrichtung vorschlagen. Lokale Medien in Nordrhein-Westfalen hatten zuerst berichtetet, Keller beabsichtige, den Namen der ambivalenten Persönlichkeit Jürgens aus dem Düsseldorfer Stadtbild zu verbannen.

Regimetreue Franz Jürgens hat sich nach Angaben aus dem Rathaus in Nazi-Deutschland regimetreuer gezeigt, als bisher bekannt. Er sei »eine historische Figur, die uns auch weiterhin beschäftigen wird, weil sie sowohl Teil des NS-Regimes war, aber sich auch am Ende gegen dieses gestellt und dies mit dem Leben bezahlt hat«, sagte Stephan Keller laut Rheinischer Post. »Im öffentlichen Raum ehren sollten wir ihn allerdings nicht mehr.«

Jürgens sei für die Stadt »so problematisch, dass wir eine Ehrung in Form einer Straßen- und Platzbenennung nicht mehr aufrechterhalten möchten«, so der Oberbürgermeister, dessen Stadtverwaltung auch Gespräche mit der Jüdischen Gemeinde führte, bevor die Entscheidung fiel. Düsseldorf bezog auch das von der Namensänderung betroffene Berufskolleg mit ein.

Nach der Umbenennung, die schon bald erfolgen könnte, wird die Figur Franz Jürgens aber weiterhin Teil der Geschichte Düsseldorfs sein. Keller betonte, Schüler und die Öffentlichkeit müssten sich auch in Zukunft mit den beiden Seiten von Jürgens’ Biografie beschäftigen. »Eine solche Debatte ist wichtig für die Stadtgesellschaft.«

Hochrangiger Beamter Im April 1945 hatten die Alliierten Düsseldorf eingekreist. Franz Jürgens war damals ein hochrangiger Beamter der städtischen »Schutzpolizei«. Ihm war klar, dass Nazi-Deutschland den Krieg verlieren würde. Um weiteres Blutvergießen zu verhindern, schloss er sich der Widerstandsgruppe »Aktion Rheinland« an, die die Stadt kampflos übergeben wollte - mit Erfolg. Die Amerikaner kamen am 17. April 1945 nach Düsseldorf, ohne dass es größere Gegenwehr gab. So wurden vermutlich viele Menschenleben gerettet.

Für Jürgens selbst kam die Einnahme Düsseldorfs jedoch zu spät. Am Vortag wurden er und weitere Mitglieder der »Aktion Rheinland« von der Wehrmacht festgenommen und von einem Standgericht wegen Kriegsverrats zum Tode verurteilt. »Es lebe Deutschland!«, soll Jürgens gesagt haben, kurz bevor er genau dort erschossen wurde, wo heute das bisher nach ihm benannte Berufskolleg steht. Auf einer Gedenktafel davor wird an die »pflichtbewussten Bürger« erinnert, die an dieser Stelle für die Befreiung Düsseldorfs gefallen seien.

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf forderte im Mai eine Umbenennung der Straße, des Platzes und des Berufskollegs. So rühmlich Jürgens’ Rolle im April 1945 auch gewesen sein mag: Er war ein Kriegsverbrecher, der zuvor als Kommandeur der Schutzpolizei im hessischen Darmstadt auf Bitten der Gestapo mehrere »Judentransporte« in KZs organisierte. Damit war er für die Ermordung Hunderter mitverantwortlich.

Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem hat unter anderem eine Deportation mit dem Zug »Da 84« dokumentiert, an der Jürgens beteiligt war. Alle 883 Juden an Bord wurden ermordet, sobald sie nach zwei Tagen in Treblinka ankamen. In einem Brief dankte Jürgens später seinen Untergebenen für ihren Einsatz bei der »Judenevakuierung«.

Brüssel

Früherer EJC-Chef Kantor von EU-Sanktionsliste gestrichen

Die Streichung des russisch-britischen Geschäftsmanns erfolgte offenbar auf Druck der ungarischen Regierung

 14.03.2025

New York

Im Trump Tower: Demo gegen Abschiebung eines Israelfeindes

Die USA wollen einen israelfeindlichen Aktivisten abschieben. Noch gab es kein Gerichtsverfahren, das Weiße Haus sieht sich im Recht. Jetzt gab es Protest – an einem symbolträchtigen Ort

 14.03.2025

Solidarität

»Wir haben Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt«

Der Journalist Nicholas Potter ist seit Wochen das Ziel einer Rufmordkampagne, initiiert von einem dubiosen Propaganda-Portal und befeuert von antiisraelischen Aktivisten. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden

von Nils Kottmann  14.03.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 13.03.2025 Aktualisiert

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Israel

Bernard-Henri Lévy sagt aus Protest Teilnahme an Konferenz in Israel ab

Der Schritt des französischen Philosophen erfolgte aus Protest gegen die Einladung der zwei rechten französischen Politiker Jordan Bardella und Marion Maréchal

von Michael Thaidigsmann  13.03.2025

Bremen

»Die israelische Demokratie ist eine sehr viel vitalere als die deutsche«

Im Interview mit dem »Weser Kurier« spricht Michel Friedman über die Aufarbeitung der deutschen Geschichte, die AfD sowie die israelische Gesellschaft

 13.03.2025

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  13.03.2025

USA

Das Ende des Westens?

Donald Trump ist offenbar bereit, die Ukraine fallen zu lassen. Europa bleibt nun keine andere Wahl, als sich neu zu erfinden. Das birgt auch große Chancen

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  13.03.2025