Am vergangenen Wochenende wurde ein Farb-Anschlag auf das Berliner Büro der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) verübt. Eine Polizeisprecherin teilte mit, dass nun der Staatsschutz Ermittlungen aufgenommen hat.
Bilder der Tat zeigen, das sowohl die Klingelschilder als auch das DIG-Logo mit roter Farbe beschmiert wurden. Zu lesen war zudem der Schriftzug »40 Jahre Massaker.«
VERSCHÄRFUNG Samuel Salzborn, Antisemitismusbeauftragter des Landes Berlin, erklärte heute auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen: »Jede antisemitische Tat ist auf das Schärfste zu verurteilen, der Farbanschlag auf das Büro der DIG speist sich aus einem israelfeindlichen Geist – und greift mit der DIG einen Akteur an, der sich immer wieder engagiert gegen antiisraelischen Antisemitismus wendet.«
Er sei froh, dass die DIG erklärte, sich in keiner Weise einschüchtern zu lassen, betonte Salzborn. Man dürfe aber nicht übersehen, »dass wir gerade ein gesellschaftliches Klima erleben, in dem Antisemitismus und Israelhass sich in einer erschreckenden Weise normalisieren – die Wellen der Verharmlosung und Bagatellisierung von Antisemitismus schlagen mit voller Wucht von Kassel auch nach Berlin.«
»Wir, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, lassen uns nicht beeindrucken.«
Volker Beck, DIG-PRäsident
Salzborn befürchtet, dass sich durch die documenta und die dort zur Schau gestellten antisemitischen Kunstwerke »das Klima der Verrohung insgesamt weiter verschärfen werde«.
HINTERGRUND Die Täter beziehen sich mit ihrem Farbanschlag auf ein Massaker, das im September 1982 während des libanesischen Bürgerkrieges von christlich-libanesischen Milizionären in den palästinensischen Flüchtlingslagern von Sabra und Schatila verübt wurde. Dies geschah in einem Gebiet, das damals noch unter der Kontrolle des israelischen Militärs stand.
Doch hierzu wurde nicht nur innerhalb der israelischen Gesellschaft massive Kritik laut, auch die israelische Regierung kritisierte die Verantwortlichen, darunter Israels Verteidigungsminister Ariel Scharon, und richtete eine Kommission ein, mit dem Ziel, die Ereignisse zu untersuchen.
Volker Beck betonte, dass diese Ereignisse den Farbanschlag nicht rechtfertigen. Er stellte klar: »Diese Farbattacke auf unsere Geschäftsstelle ist ein inakzeptabler Angriff auf uns und die deutsch-israelische Freundschaft. Wer solche Farbattacken verübt, will einschüchtern, verunsichern und mundtot machen. Wir, die Deutsch-Israelische Gesellschaft, lassen uns so aber nicht beeindrucken. Wir haben Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt«.
Auch der israelische Botschafter Ron Prosor verurteilte den Anschlag. Via Twitter schrieb er: »Jeder sollte empört sein über diesen Israel-Hass und politischen Vandalismus.« An die DIG richtete er sich mit den Worten: »Wenn Ignoranten euch angreifen, liegt es wahrscheinlich daran, dass ihr etwas richtig macht«.