Ein 88-jähriger mutmaßlicher SS-Wachmann im KZ Auschwitz ist wieder auf freiem Fuß. Er gehörte zu drei Verdächtigen, die in der vergangenen Woche in Baden-Württemberg festgenommen wurden. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft erklärte, sie habe im Fall des 88-Jährigen aus Wiernsheim im Enzkreis der Haftbeschwerde des Anwalts entsprochen, da der Mann zum Tatzeitpunkt noch Jugendlicher gewesen sei.
Er hatte – als Einziger der drei Verhafteten – zugegeben, in Auschwitz gewesen zu sein. Allerdings bestritt er die Beihilfe an der Tötung von KZ-Häftlingen.
Im Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg sitzen nun nur noch ein 94-Jähriger aus Gerlingen (Kreis Ludwigsburg) und ein 92-Jähriger aus Ilvesheim (Rhein-Neckar-Kreis) in Untersuchungshaft, die sich beide nicht zu den Anschuldigungen äußerten. Konkrete Tatvorwürfe wurden bislang nicht bekannt.
razzia Die Verhaftung der drei Männer am vergangenen Donnerstag geschah im Zusammenhang mit der Durchsuchung der Wohnungen von neun Personen. Der bundesweiten Razzia waren Ermittlungen der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg vorausgegangen.
Die Stelle hatte vor einigen Jahren damit begonnen, gezielt Unterlagen durchzuschauen, welche SS-Leute zum Getriebe der Vernichtungsmaschinerie zählten. Hintergrund ist, dass nach dem Urteil gegen den KZ-Wärter John Demjanjuk im Jahr 2011 auch ohne konkreten Tatnachweis Urteile wegen Beihilfe zum Mord gesprochen werden.
Die Zentrale Stelle in Ludwigsburg hat zuletzt gegen mehr als 40 ehemalige Wachmänner im Vernichtungslager Auschwitz wegen Beihilfe zum Mord ermittelt. Im September 2013 übergab sie die ersten Vorgänge an die jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften. Im Dezember 2013 hatte das Amtsgericht Ellwangen den verdächtigen 94-jährigen früheren SS-Mann Hans Lipschis, der auch in Auschwitz war, auf freien Fuß gesetzt. ja