Ein weiterer mutmaßlicher Wachmann des KZs Auschwitz ist am Mittwoch auf freien Fuß gesetzt. worden. Ein 94-jähriger Mann, der nach Medienberichten seinen Reisepass abgeben musste, konnte das Haftkrankenhaus Hohenasperg verlassen. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Stuttgart. Die Ermittlungen liefen allerdings weiter, ein Hauptverfahren werde angestrebt.
Bereits im Februar war ein 88-jähriger Beschuldigter, der zugegeben hatte, als SS-Mann in Auschwitz gewesen zu sein, aus dem Haftkrankenhaus entlassen worden. Dort verbleibt nur noch ein 92-jähriger Mann, dem auch Beihilfe zum Mord in mehreren Tausend Fällen vorgeworfen wird. Auch für ihn hat sein Anwalt Haftprüfung beantragt.
Demenz Schon im Dezember 2013 hatte das Amtsgericht Ellwangen den verdächtigen 94-jährigen früheren SS-Mann Hans Lipschis, der auch in Auschwitz war, auf freien Fuß gesetzt. Mittlerweile wurde wegen angeblicher Demenz des Beschuldigten das Strafverfahren eingestellt.
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte zu den Freilassungen: »Unser Ziel ist die Anklageerhebung und die Fortsetzung des Verfahrens«. »Wenn wir dieses Ziel auch ohne Vollzug des Haftbefehls erreichen, ist das mildere Mittel das bessere.«
Im Falle des 88-jährigen Verdächtigen geht die Staatsanwaltschaft allerdings davon aus, dass für ihn, weil er zur Tatzeit noch nicht volljährig war, das Jugendstrafrecht gelten müsse.
Freilassung Überraschend ist die jüngste Entwicklung insoweit, als nach Informationen von Spiegel Online sich erst vor wenigen Wochen der zuständige Richter die Haftfähigkeit aller drei Angeklagten hatte bestätigen lassen. Nun heißt es, dem 94-Jährigen, der entlassen wurde, gehe es merklich schlechter, und der 92-Jährige, der von der Sprecherin der Staatsanwaltschaft als »geistig sehr fit« bezeichnet wird, habe diverse Gebrechen. Eine Freilassung ist nicht mehr ausgeschlossen.
Mitte Februar hatte es bundesweit mehrere Razzien in Wohnungen von älteren Männern gegeben, die früher in der SS gewesen sein sollen und mutmaßlich in Auschwitz Dienst schoben. In drei Fällen, die alle in Baden-Württemberg angesiedelt sind, kam es zu Festnahmen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelte.
Der Razzia vorausgegangen waren umfangreiche Ermittlungen der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg. Die hat nach eigenen Angaben in etwa 70 Fällen Material recherchiert, das zur Anklageerhebung kommen soll. Wenn die Zentrale Stelle ausrecherchiert hat, übergibt sie ihre Unterlagen an die jeweils zuständige Staatsanwaltschaft.