Gedenken

München weiter ohne Stolpersteine

Stolpersteine mit den Namen von deportierten Juden waren im Juni auf dem Münchner Königsplatz zu sehen. Foto: dpa

Nachdem der Münchner Stadtrat vergangene Woche einen Beschluss aus dem Jahr 2004 bestätigt hat, wonach es in der bayerischen Landeshauptstadt weiterhin keine auf Gehwegen verlegten »Stolpersteine« zur Erinnerung an Opfer der Schoa geben wird, geht der Streit weiter. Die »Initiative Stolpersteine für München« prüft derzeit, ob sie Klage einreichen will. Zudem wird in der Gruppe die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens diskutiert. Auf jeden Fall will die Initiative etwa 250 Stolpersteine auf privatem Grund, der von dem Stadtratsentscheid ausgenommen ist, verlegen.

Der Stadtrat, dessen Beschluss mit den Stimmen der SPD und der CSU zustande kam, schlägt vor, dass künftig Gedenktafeln an Hauswänden oder Stelen auf Gehwegen angebracht werden dürfen. Zudem sollen Historiker beauftragt werden, die Namen aller Münchner Schoa-Opfer zu ermitteln, die dann im Rahmen eines Denkmals festgehalten werden.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte zu dem Münchner Votum: »Aus meiner persönlichen Erfahrung mit den Stolpersteinen bedauere ich die Entscheidung des Münchner Stadtrats. Zugleich möchte ich betonen, dass es verschiedene Formen gibt, um würdig der Opfer der Schoa zu gedenken.«

kritik Gegen diese in vielen anderen deutschen Städten praktizierte Gedenkform votiert die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern. Sie begründet ihre Kritik unter anderem damit, dass die Erinnerung an die Opfer auf diese Weise mit Füßen getreten werde und dass dieses Gedenken Anleihen an antisemitische Demütigungen aufweise. Zudem seien die Inschriften häufig unkorrekt oder benutzten NS-Terminologie.

Die Befürworter dieser Gedenkform, vor allem die »Initiative Stolpersteine für München«, die 98.000 Unterschriften sammeln konnte, führen unter anderem als Argument an, dass die Stolpersteine eine authentische und würdige Art des Gedenkens seien und dass Angehörige selbst über die ihnen gemäße Form der Erinnerung entscheiden sollten.

Die Stolpersteine gehen zurück auf eine Idee des Kölner Künstlers Gunter Demnig, der seit 1992 insgesamt 50.000 Exemplare verlegt hat. Sie gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Auf den Steinen, die vor der letzten Wohn- oder Arbeitsadresse der NS-Opfer verlegt werden, sind jeweils Name, Geburts- und Todesdatum oder Verbleib eingraviert.

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  16.03.2025 Aktualisiert

Analyse

Die Umdeutler

Die AfD will die deutsche Geschichte verfälschen. Künftig kann sie ihr Ziel noch konsequenter verfolgen

von Sebastian Beer  16.03.2025

In eigener Sache

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

Ein Editorial von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  16.03.2025 Aktualisiert

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  16.03.2025

Berlin

Staatsanwaltschaft: Deutlich mehr antisemitische Straftaten

Im vergangenen Jahr wurden 756 Fälle registriert

 16.03.2025

Brüssel

Früherer EJC-Chef Kantor von EU-Sanktionsliste gestrichen

Die Streichung des russisch-britischen Geschäftsmanns erfolgte offenbar auf Druck der ungarischen Regierung

 14.03.2025

New York

Im Trump Tower: Demo gegen Abschiebung eines Israelfeindes

Die USA wollen einen israelfeindlichen Aktivisten abschieben. Noch gab es kein Gerichtsverfahren, das Weiße Haus sieht sich im Recht. Jetzt gab es Protest – an einem symbolträchtigen Ort

 14.03.2025

Solidarität

»Wir haben Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt«

Der Journalist Nicholas Potter ist seit Wochen das Ziel einer Rufmordkampagne, initiiert von einem dubiosen Propaganda-Portal und befeuert von antiisraelischen Aktivisten. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden

von Nils Kottmann  14.03.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 13.03.2025 Aktualisiert