Meinung

München: Die Sache mit den Ariern

Vor zwei Wochen hat in München Ali David S., ein 18-jähriger Deutsch-Iraner, zunächst neun Menschen erschossen, vor allem Menschen, die nicht aus Deutschland stammten, und dann sich selbst. Zu den Motiven seiner Tat war zu lesen, dass er sich gemobbt fühlte und dass er psychische Probleme hatte.

Zudem stellte sich heraus, dass er ein Rassist war, Juden hasste, es toll fand, am gleichen Tag wie Hitler Geburtstag zu haben, sein Attentat genau fünf Jahre nach dem Blutbad von Anders Breivik verübte und stolz darauf war, Arier zu sein. Wie ist es möglich, dass der Sohn iranischer Einwanderer andere Migranten zur Zielscheibe machte?

Rasse Anfang der 30er-Jahre hatte Reza Shah Pahlawi Persien in Iran umbenannt – Land der Arier. Die Wanderung der Arier habe sie von Indien über den Iran nach Deutschland gebracht. Der Glaube, die Arier seien eine bessere Rasse unter den Menschen, exis- tiert in Indien und im Iran zum Teil noch heute. Besonders unter Exil-Iranern ist das beliebt. Manche denken, sie seien mit den Europäern verwandt und damit irgendwie die besseren Ausländer. Das Phänomen beschränkt sich aber nicht auf Exil-Iraner. Vor allem unter weniger gebildeten Schichten im Iran ist die arische Rassentheorie sehr weit verbreitet. Auch hier spielt Abneigung gegen, ja teilweise Hass auf die iranische Regierung eine entscheidende Rolle.

Je schlechter die politische und wirtschaftliche Situation und das Image des Iran sind, desto größer ist das Bedürfnis, sich mit alter, vergangener Größe zu identifizieren. Zum Bespiel mit König Kyros dem Großen, der die erste Charta der Menschenrechte erließ, oder mit Zarathustra und seiner Philosophie. Interessanterweise geht dieses Denken nur selten mit Antisemitismus einher (ganz im Gegensatz zur Regierung in Teheran, die sogar mit der NPD kooperiert). In der Regel werden Araber und Türken als minderwertig angesehen, Juden jedoch nicht. Viele, vor allem aus der unteren Mittelschicht, wissen nichts über Hitlers Rassentheorie, trotzdem bezeichnen sie die Deutschen als »unsere arischen Brüder«.

So bedeutet der Amoklauf von München nicht nur für Deutschland eine Zäsur. Auch für Iraner ist es höchste Zeit, sich mit den Auswüchsen der arischen Rassentheorie auseinanderzusetzen – und sie zu bekämpfen.

Die Autorin wurde im Iran geboren, ist Journalistin und lebt in München.

TV-Kritik

»Diese ganze Holocaust-Anheftung an die AfD ist nervtötend«

AfD-Chefin Alice Weidel fiel bei »Caren Miosga« erneut mit fragwürdigen Aussagen zur NS-Zeit auf

von Michael Thaidigsmann  03.02.2025

Nach Interview-Eklat

»Schämen Sie sich!« - Ron Prosor kritisiert »Spiegel«

Der israelische Botschafter wirft dem Nachrichtenmagazin vor, es habe einem »von Selbsthass zerfressenen« Israeli die Bühne überlassen – und dies ausgerechnet am Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust

von Imanuel Marcus  03.02.2025

Washington D.C./Amman

Trump lädt Jordaniens König Abdullah II. ins Weiße Haus

Jordanien wie auch Ägypten lehnen eine Umsiedlung von Palästinensern aus Gaza in ihre Länder strikt ab. Die Idee von US-Präsident Trump dürfte beim Treffen mit Jordaniens König trotzdem Thema sein

 03.02.2025

Berlin

Debatten über Holocaust-Aussagen von Alice Weidel

Immer wieder sorgt die AfD mit Aussagen zum Nationalsozialismus für Entsetzen. Die Vorsitzende Alice Weidel gibt sich in einer Fernsehsendung unbeeindruckt

 03.02.2025

Israelfeindliche Demo

Entfesselter Judenhass in Berlin

Teilnehmer rufen zur Erschießung von Juden auf. Bürgermeister Kai Wegner will nun Versammlungsverbote prüfen

 03.02.2025

Einspruch

Sozialpolitik ist essenziell

Aron Schuster fordert, wichtige gesellschaftliche Themen im Wahlkampf nicht zu vernachlässigen

von Aron Schuster  02.02.2025

Demonstrationen

Bundesweit Zehntausende bei Demos gegen Rechtsruck

Der Kurs der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in der Asyl- und Migrationspolitik hat am Wochenende eine Protestwelle ausgelöst

 02.02.2025

Meinung

Ohne sie sind wir nicht vollständig

Wir dürfen und werden nicht ruhen, bis endlich wieder alle Geiseln zu Hause sind

von Benjamin Graumann  02.02.2025

Debatte

Merz schließt Zusammenarbeit mit AfD bei Unionsregierung aus

Im Bundestag hatte der Kanzlerkandidat Stimmen der Rechtsextremen in Kauf genommen, um bei einem Migrationsantrag eine Mehrheit zu erreichen

 02.02.2025