NS-Verbrechen

Mordprozess nach 68 Jahren

Der Kölner Strafrechtler Cornelius Nestler kritisiert die Arbeit der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg (Baden-Württemberg). »Die Rechtslage war immer schon so, dass Ludwigsburg und die Staatsanwaltschaften längst vorher hätten tätig werden können und müssen«, sagte Nestler der Jüdischen Allgemeinen.

prozess Nach Angaben der »tageszeitung« (taz) ermittelt die Zentrale Stelle derzeit gegen mehr als 40 ehemalige Wachmänner im Vernichtungslager Auschwitz wegen Beihilfe zum Mord. Schon ab September sollen die Vorgänge an die jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften übergeben werden. Als Erstes soll im September in Stuttgart Anklage gegen Hans Lipschis erhoben werden. Der heute 93-jährige frühere SS-Mann soll in Auschwitz an der Ermordung von über 9000 Menschen beteiligt gewesen sein.

Nach Angaben der taz will die Staatsanwaltschaft in Dortmund bis zum Ende des Jahres 2013 darüber entscheiden, ob gegen drei Beteiligte des Massakers der SS im französischen Oradour 1944 Anklage erhoben wird.

mythos Nestler kritisiert in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen, dass die Ermittlungen und Anklagen erst jetzt erhoben werden. Die immer gegebene Begründung, dass es eines konkreten und individuellen Tatnachweises bedurft hätte – eine Rechtsprechung, die erst durch das Urteil gegen den KZ-Wärter John Demjanjuk geändert worden sei –, nennt Nestler »einen Mythos«: Bereits in den 60er-Jahren habe es Verfahren gegeben, sagt der Jurist, »in denen Mitglieder von Wachmannschaften wegen Beihilfe zum Mord allein deswegen verurteilt wurden, weil sie zur Wachmannschaft gehörten. Denn die haben ja die Mordmaschinerie am Laufen gehalten«.

Lesen Sie mehr dazu in der am Donnerstag erscheinenden Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Extremismus

AfD trennt sich von Junger Alternative

Die AfD beschließt nach langer Debatte ihr Programm zur Bundestagswahl. Hitzig wird es aber erst bei einem anderen Punkt: Die Jugendorganisation der AfD soll an die kurze Leine

von Jörg Ratzsch  12.01.2025

Essay

Ritt ins Verderben

Gedanken eines österreichischen Juden zu einer möglichen Kanzlerschaft des Rechtsextremisten Herbert Kickl

von Vladimir Vertlib  12.01.2025 Aktualisiert

Militär

»Deutschland bleibt gern unsichtbar«

Der israelische Politikexperte Nir Levitan über die zunehmende Präsenz der deutschen Marine in Nahost

von Sabine Brandes  12.01.2025

Jüdische Journalisten

»Hochschulen dürfen kein rechtsfreier Raum werden«

Der Verband reagiert auf die Äußerungen von Bettina Völter, der Präsidentin der Alice-Salomon-Hochschule

 12.01.2025

Meinung

Düsseldorfs braunes Erbe

Beim Gedenken muss die Stadt konsequent sein

von Oded Horowitz  12.01.2025

Thüringen

KZ-Gedenkstätten prüfen Rückzug von der Plattform X 

Das von Elon Musk übernommene soziale Medium gefährde des Zusammenhalt demokratischer Gesellschaften

 11.01.2025

Riesa

Massive Proteste gegen AfD-Bundesparteitag 

Mehrere tausend Menschen sind seit dem frühen Samstagmorgen in der sächsischen Stadt gegen den AfD-Bundesparteitag auf die Straße gegangen

 11.01.2025

Nachruf

Keine halben Sachen

Die langjährige Israel-Korrespondentin der WELT, Christine Kensche, ist gestorben. Ein persönlicher Nachruf auf eine talentierte Reporterin und einen besonderen Menschen

von Silke Mülherr  10.01.2025

Meinung

Tiefpunkt für die Pressefreiheit

An der besetzten Alice Salomon Hochschule versuchte die Rektorin zusammen mit israelfeindlichen Aktivisten, die journalistische Berichterstattung zu verhindern

von Jörg Reichel  10.01.2025