Angesichts einer zunehmenden Zahl juden- und israelfeindlicher Vorfälle an Schulen und Hochschulen werden Forderungen lauter, das Thema Antisemitismus stärker in der Ausbildung von Lehrkräften und in Lehrplänen zu verankern. Bei einer Anhörung im Bildungsausschuss des Bundestags am Mittwoch sagte etwa der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Walter Rosenthal, es sei sinnvoll, Lehrpläne entsprechend zu ergänzen. Auch der Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus, Samuel Salzborn von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, forderte, dass das Thema in allen Bundesländern verankert werden müsse.
Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, fordert von Hochschulen erneut mehr Engagement gegen Judenhass. Hochschulen müssten prüfen, wie Rechtsverstöße auf Veranstaltungen unterbunden werden könnten und alles unternehmen, um den Schutz von Juden zu gewährleisten. Außerdem sei die Ernennung von Antisemitismusbeauftragten an den Hochschulen zu prüfen. Die Situation für Jüdinnen und Juden an Bildungseinrichtungen in ganz Deutschland sei »absolut unhaltbar«, so Klein. Es sei »absolut und ausnahmslos inakzeptabel«, dass Juden an ihrem Grundrecht auf Bildung gehindert würden.
Shila Erlbaum vom Zentralrat der Juden in Deutschland sagte, Wissenschaft könne dabei helfen, Antisemitismus zu bekämpfen. Hochschulen müssten aufklären und Theorien widerlegen, die Israel als vermeintlich kolonialen Staat darstellten. Dies gelte nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre. Nötig seien Kenntnisse über Antisemitismus, Judentum und Israel. Es brauche ein strukturelles Vorgehen gegen Antisemitismus an Hochschulen und Schulen. Andere Sachverständige äußerten sich in die gleiche Richtung.