Der Publizist Richard David Precht hat sich am Mittwoch für eine falsche Aussage über ultraorthodoxe Juden im Podcast »Lanz und Precht« entschuldigt. In der Folge vom 13. Oktober hatte Precht behauptet, diesen sei es aus religiösen Gründen untersagt, zu arbeiten - »außer ein paar Dingen wie Diamanthandel und Finanzgeschäfte«. In der aktuellen Folge des Podcasts stellt er gemeinsam mit ZDF-Moderator Markus Lanz klar, dass dies nicht den Fakten entspricht.
»All die Menschen, deren religiöse Gefühle ich damit verletzt habe, oder die sich verzerrt dargestellt gesehen haben oder die das an antisemitische Klischees erinnert hat, bei denen entschuldige ich mich ganz und gar«, sagte Precht. Antisemitismus sei ihm so fern, »wie kaum irgendetwas anderes«. Ihm sei klar, dass Juden im Mittelalter aus Zünften und Gilden ausgeschlossen waren und aus Handwerksberufen herausgedrängt oder dafür gar nicht erst zugelassen wurden. Dies sei der Hauptgrund, weshalb Juden nicht gearbeitet haben. Deshalb seien sie auf andere Tätigkeiten, unter anderem Finanzgeschäfte, ausgewichen.
Das ZDF hatte die betroffene Passage aus der Podcast-Folge vom vergangenen Freitag nach der Veröffentlichung entfernt. Der Sender bedaure, dass die Passage Kritik ausgelöst hat, teilte das ZDF beim Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) mit. In der aktualisierten Beschreibung zur Folge heißt es, es seien »komplexe Zusammenhänge verkürzt dargestellt« worden, was »missverständlich interpretiert« werden konnte.»Es wurden antisemitische Gerüchte und Fehlinformationen weitererzählt«
»Es wurden antisemitische Gerüchte und Fehlinformationen weitererzählt«
Volker Beck
Diese Anmerkung stelle keine Abhilfe, sondern eine »Verdrehung des Sachverhaltes« dar, erklärte Volker Beck, Geschäftsführer des Tikvah Instituts, in einer Pressemitteilung. »Es wurden nicht ›komplexe Zusammenhänge verkürzt dargestellt‹. Es wurden antisemitische Gerüchte und Fehlinformationen weitererzählt«, sagte Beck. Das Institut habe eine Programmbeschwerde eingelegt. Wie das ZDF dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage am Mittwoch mitteilte, gingen zu der Podcast-Folge bisher Programmbeschwerden »im einstelligen Bereich« ein.
Lanz betonte in der Episode vom Mittwoch, dass einige Sätze aus der Folge vom vergangenen Freitag »mindestens missverständlich« gewesen seien. Zugleich sei er über die Heftigkeit der Anwürfe sehr überrascht gewesen. Es habe ihn getroffen, dass Precht und er selbst in Windeseile zum Antisemiten »umetikettiert« worden seien. In »Zeiten wie diesen« könne es aber keine Zweideutigkeiten geben, sagte Lanz selbstkritisch.
Precht habe keine bösen Hintergedanken gehabt, er verstehe aber, dass die Aussage nah dran an Feldern gewesen sei, die »in diesem Zusammenhang nichts zu suchen haben«. Lanz bezog sich damit auf Verschwörungserzählungen. Starke Kritik daran zu üben, sei völlig in Ordnung. epd