Kampagne

Mit Fragen gegen Antisemitismus

Kampagnen gegen Antisemitismus gibt es in Deutschland viele. Hier einen neuen Ansatz zu finden, ist gar nicht einfach. Das European Leadership Network (ELNET) will es jetzt mit Humor und einer Fokusverschiebung probieren: Bei der »Fragemauer« soll es nicht in erster Linie um Juden als Opfer gehen, sondern um die Vielfalt des jüdischen Lebens und um den Alltag in Israel.

Am Mittwoch wurde das Projekt von ELNET-Leiter Carsten Ovens und dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, der das Vorhaben fördert, in Berlin vorgestellt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Im Zentrum der Kampagne steht eine Webseite, auf der jede und jeder Fragen zum Judentum stellen und beantwortet bekommen kann. Die ersten 20 Fragen – zum Beispiel »Essen Juden Cheeseburger?« oder »Spielen Israelis aus Reise nach Jerusalem« – wurden von den Kampagnenmachern der Agentur Philipp und Keuntje als Anregung vorgegeben und mit bunten Popart-Plakaten illustriert.

Sie sind teils ironisch, teils aber auch ernst gemeint, so etwa »Kann man jüdisch und arabisch sein?« oder »Warum gibt es den modernen Staat Israel?« Die Motive werden in sozialen Netzwerken, Medien und Kinos gezeigt.

Dialog Carsten Ovens, Chef des Leadership Network, verwies auf die 2641 judenfeindlichen Straftaten im vergangenen Jahr. Die Macher wünschen sich nun 2641 Fragen. Es gebe viel Unwissenheit und wenig Berührungspunkte zwischen Juden und Nicht-Juden im Alltag, sagte Ovens.

Einige Menschen nutzten antijüdische Stereotype, ohne sich dessen bewusst zu sein, führte Ovens aus. Mit der Kampagne wolle man »auf humorvolle Art nicht mit dem Zeigefinder auf jemanden zeigen, sondern in den Dialog treten« und die Lebendigkeit der jüdischen Kultur in Deutschland unterstreichen.

»Die Menschen, bei denen der Hass sehr tief sitzt, die werden wir nicht erreichen«, sagte Kreativdirektor Hans Esders von Philipp und Keuntje. Zielgruppe seien die »Wackelkandidaten«, die sich antijüdischen Gefühlen öffnen könnten oder die Unsicherheit gegenüber einer als fremd empfundenen Kultur spürten. Er nannte das gewählte Design der Beispielfragen »bunt, fröhlich und einfallsreich«.

Neugierde Für Felix Klein erfüllt die »Fragemauer« gleich zwei Funktionen: Mit dem Projekt werde sowohl »Neugierde auf jüdisches Leben geweckt« als auch Antisemitismus-Prävention betrieben. Er betonte, dass die Bekämpfung von Judenhass nicht nur eine Frage der Repression sei, sondern auch der Bildung. Hier sei »insbesondere die Zivilgesellschaft gefragt«, so Klein.

ELNET ist eine gemeinnützige Organisation, die sich seit ihrer Gründung 2007 um die europäisch-israelischen Beziehungen bemüht. Die Organisation unterhält Büros in Berlin, Brüssel, London, Paris, Tel Aviv und Warschau. dpa/ja

Debatte

Nach Eklat in Darmstadt: Felix Klein vermisst hassfreien Raum für palästinensisches Leid

Antisemitismusbeauftragter: Verständnis für palästinensisches Leid wird vereinnahmt

 20.12.2024

Meinung

Der AfD-Claqueur

Elon Musk hat sich als Unterstützer der AfD geoutet. Das sollte seinen Anhängern in Deutschland eine Warnung sein

von Michael Thaidigsmann  20.12.2024

Meinung

Der PEN Berlin und die Feinde Israels

In der Schriftstellervereinigung konnte eine Resolution BDS-naher Autoren gerade noch abgewendet werden. Alles gut also? Nicht wirklich

von Lorenz S. Beckhardt  20.12.2024

Hessen

Darmstadt: Jüdische Gemeinde stellt Strafanzeige gegen evangelische Gemeinde

Empörung wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024 Aktualisiert

Debatte

Darmstadt: Jetzt meldet sich der Pfarrer der Michaelsgemeinde zu Wort - und spricht Klartext

Evangelische Gemeinde erwägt Anzeige wegen antisemitischer Symbole auf Weihnachtsmarkt

 19.12.2024

Hessen

Nach Judenhass-Eklat auf »Anti-Kolonialen Friedens-Weihnachtsmarkt«: Landeskirche untersagt Pfarrer Amtsausübung

Nach dem Eklat um israelfeindliche Symbole auf einem Weihnachtsmarkt einer evangelischen Kirchengemeinde in Darmstadt greift die Landeskirche nun auch zu dienstrechtlichen Maßnahmen

 19.12.2024

Roman Schwarzman

Holocaust-Überlebender aus Ukraine hält am 27. Januar Rede beim zentralen Gedenken im Bundestag

Im kommenden Jahr jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. Zur Gedenkstunde im Bundestag wird ein Holocaust-Überlebender aus Odessa erwartet

 19.12.2024

Nahost

Putin: Israel ist wichtigster Nutznießer der Lage in Syrien

Seit 2015 hielt maßgeblich Russlands Militär den syrischen Machthaber Baschar al-Assad an der Macht. Nun antwortet Kremlchef Putin auf die Frage, ob dessen Sturz für Moskau eine Niederlage ist

 19.12.2024

Interview

»Wir werden weiter Rückgrat zeigen«

Pfarrer Ralf Sedlak über Drohungen gegen seine Person, antisemitische Proteste und Solidarität mit Israel

von Philipp Peyman Engel  19.12.2024