Mit Fakten gegen Missverständnisse, Lügen und Desinformationen: die Berliner Amadeu Antonio Stiftung und das Anne Frank Zentrum haben am Freitag im Rahmen eines Aktionstages gegen Verschwörungsmythen und Antisemitismus Tausende Menschen erreicht.
Die Auftaktveranstaltung am Vormittag hätten im Internet mehr als 25.000 Nutzer live erlebt, davon mehr als 9000 die ganze Veranstaltung, teilte die Stiftung in Berlin am Mittag mit. Die Veranstaltungen sind weiterhin auf Facebook und YouTube abrufbar. Insgesamt waren für Freitag und die nächsten Tage mehr als 30 Veranstaltungen, darunter Live-Diskussionen und Webinare, geplant.
KAMPAGNE Die zeitgleich gestartete Kampagne »seriously? #glaubnichtalles was du hörst!« solle insbesondere Jugendliche ermutigen, sich mit Verschwörungserzählungen auseinanderzusetzen, sagte Timo Reinfrank, Geschäftsführer der Stiftung. Deswegen konzentriere sie sich auch auf Instagram als jugendaffines Medium. »Um 11.30 Uhr waren wir bereits auf Platz drei der deutschen Instagram-Trends mit dem ›#glaubnichtalles‹«, hieß es. Die bisherige Auswertung habe gezeigt, dass die Hauptzielgruppe der 25- bis 34-Jährigen erreicht werde.
In vielen Kommentaren und Beiträgen auf Facebook und Instagram sei
deutlich geworden, wie groß der pädagogische Unterstützungsbedarf
sei. Die Stiftung kündigte an, in der nächsten Woche eine Handreichung für Pädagogen zur Auseinandersetzung mit Verschwörungserzählungen zu veröffentlichen. Sie soll auch für Homeschooling genutzt werden können. Eine Handreichung zu den fünf am meisten verbreiteten Verschwörungsmythen im Kontext von Corona, die am Freitag um 8.30 Uhr online gestellt wurde, sei bereits mehr als 10.000 Mal heruntergeladen worden, hieß es weiter.
Reinfrank sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), der Aktionstag zeige, »wie wichtig es ist, Argumente und Fakten gegen Verschwörungserzählungen zu setzen. Wir ermutigen die Menschen, ein
großes rotes Stoppschild gegen Verschwörungsmythen zu setzen und
ihnen keinen Glauben zu schenken.«
CORONAVIRUS Mit den Veranstaltungen im Internet reagiert die Stiftung nach eigenen Angaben auf eine besorgniserregende Verbreitung von Verschwörungserzählungen rund um das Coronavirus. Damit einher gingen auch antisemitische und rassistische Weltbilder.
Verschwörungserzählungen erreichten über soziale Netzwerke und
Chatgruppen derzeit ein Millionenpublikum. Dabei würden komplexe
Zusammenhänge auf das Wirken einzelner Personen oder Gruppen
reduziert. Solche teils harmlos wirkenden Verschwörungsmythen ebneten
den Weg in antisemitische und rassistische Weltbilder, die zu konkreten Angriffen auf konkrete Gruppen führten.
Unter www.corona-entschwoerung.de liefert die Stiftung
Informationen rund um Verschwörungsideologien. Unterstützt wurde der
Aktionstag unter anderem mit Statements des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, und von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). epd