Justiz

Minderjährige missbraucht: Schuldspruch für Epstein-Vertraute Maxwell

Ghislaine Maxwell wird vorgeworfen, gemeinsam mit ihrem 2019 verstorbenen Ex-Partner Jeffrey Epstein minderjährige Mädchen missbraucht zu haben. Foto: imago

Die Ex-Partnerin des verstorbenen US-Multimillionärs Jeffrey Epstein, Ghislaine Maxwell, ist wegen Sexualverbrechen an Minderjährigen schuldig gesprochen worden. Die zwölf Geschworenen des Prozesses vor einem New Yorker Gericht fällten ihr Urteil am Mittwoch nach mehrtägigen Beratungen. In dem seit November laufenden Prozess wurde Maxwell vorgeworfen, als Helferin des bis in höchsten Kreise vernetzten Geschäftsmanns Epsteins eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch junger Mädchen gespielt zu haben.

Für die Verkündung des Strafmaßes gab Richterin Alison Nathan zunächst keinen Termin bekannt. Maxwell drohen aber mehrere Jahrzehnte in Haft. Die 60-Jährige war in sechs Punkten angeklagt, unter anderem wegen Menschenhandels mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken - in diesem und vier weiteren Anklagepunkten wurde sie schuldig gesprochen. Damit fällte die Jury - wie auch im Prozess gegen den ehemaligen Filmmogul Harvey Weinstein vergangenes Jahr - einen Schuldspruch vor allem auf Basis von Aussagen weiblicher Opfer und nicht aufgrund eindeutiger sachlicher Beweise.

Maxwell nahm das Urteil laut einem Bericht der »New York Times« zunächst ungerührt hin und trank danach einen Schluck Wasser. Sie habe den Gerichtssaal ohne weitere Gespräche mit ihren Anwälten verlassen und dabei noch einen schnellen Blick auf ihre Geschwister geworfen, die bei dem Prozess im Stadtteil Manhattan anwesend waren. Maxwell hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen und während des Prozesses auf eine Aussage verzichtet.

Die Verteidigung stellte den Fall von Beginn an als Abrechnung mit juristischen Mitteln und Stellvertreterprozess dar, da die Staatsanwaltschaft Epstein selbst nicht mehr belangen konnte. Der 66-Jährige war während der Vorbereitung auf den Missbrauchsprozess gegen ihn im August 2019 leblos in seiner Gefängniszelle gefunden und im Krankenhaus für tot erklärt worden. Ein Obduktionsbericht stellte Suizid fest.

Staatsanwalt Damian Williams teilte angesichts des Urteils mit, dass der Gerechtigkeit Genüge getan worden sei. »Ich möchte den Mut der Mädchen - jetzt erwachsenen Frauen - loben, die aus dem Schatten in den Gerichtssaal traten.« Ihr Mut habe das Urteil erst ermöglicht. Zum Zeitpunkt der Taten waren die Opfer zwischen 14 und 17 Jahre alt.

Staatsanwältin Alison Moe hatte Maxwell in ihrem Schlussplädoyer vor Weihnachten als »gefährliche« und »raffinierte Sexualstraftäterin« beschrieben. »Sie hat ihre Opfer manipuliert und sie auf sexuellen Missbrauch vorbereitet.« Maxwell sei »schick« und »lächelnd« aufgetreten und habe so die mutmaßlichen Opfer, die oft aus problematischen Verhältnissen stammten, in eine Falle gelockt und Epstein zugeführt.

Maxwells Verteidigerin Laura Menninger dagegen sagte, ihre Mandantin sei »eine unschuldige Frau« und zu Unrecht für Verbrechen angeklagt worden, die sie nicht begangen habe. Die Anklage der Staatsanwaltschaft basiere auf fehlerhaften Erinnerungen.

Maxwell ist die Tochter des legendären britischen Verlegers Robert Maxwell (1923-1991) und war Anfang der 90er Jahre nach New York gekommen. Dort traf sie Epstein auf einer der zahlreichen Promi-Partys und war zeitweise mit ihm liiert. Das Umfeld Epsteins beschrieb ihre Rolle in seinem Leben als eine Mischung aus Angestellter und bester Freundin.

Der Missbrauch zahlreicher Minderjähriger durch Epstein soll über Jahrzehnte auf seinen Anwesen in New York, Florida, Santa Fe und auf den Virgin Islands stattgefunden haben. Der Fall schlug in den USA auch deshalb hohe Wellen, weil der schwerreiche Unternehmer mit Prominenten wie den Ex-Präsidenten Bill Clinton und Donald Trump, Milliardär Bill Gates und dem britischen Prinzen Andrew bekannt war. Eine frühere Anklage gegen ihn mündete in einem für Epstein sehr vorteilhaften Deal. Spätestens dadurch wurde er zum Symbol einer gesellschaftlichen Elite, die mit allem durchkommt.

Debatte

CDU-Landeschef: Was nutzen alle Bekenntnisse zu Israels, wenn wir beim ersten Gegenwind einknicken?

In der CDU rumort es, seit Parteichef und Kanzler Friedrich Merz Waffenlieferungen an Israel vorläufig stoppte

von Jan Brinkhus  21.08.2025

Washington D.C.

USA verschärfen Druck auf Internationalen Strafgerichtshof - und verhängen Sanktionen gegen Richter

Außenminister Marco Rubio kündigt neue Sanktionen gegen vier weitere Richter und leitende Mitarbeiter der Institution an

 21.08.2025

Berlin

Ahmad Mansour kritisiert Begriff »antimuslimischer Rassismus«

Für den Islamismus-Experten handelt es sich um einen gefährlichen Kampfbegriff. Er tabuisiere Islamkritik und erkläre Muslime zu Opfern. Doch anders als Juden könnten sie in Deutschland sicher leben

von Gottfried Bohl  21.08.2025

Berlin

300 Wissenschaftler fordern Boykott israelischer Universitäten

Auch »Völkermord« wird Israel in dem Schreiben vorgeworfen. Der Terror der Hamas wird hingegen nicht erwähnt

 21.08.2025

Auschwitz-Prozess

Kein einziges menschliches Wort

Vor 60 Jahren fiel das Urteil gegen 20 NS-Verbrecher in Frankfurt. Sie zeigten keine Reue

von Christoph Arens, Mascha Malburg  21.08.2025

Embargo

»Strategischer Fehler«

In der Union gibt es Zweifel an der Führungsfähigkeit des Kanzlers. Lob bekommt Merz von der AfD und dem Iran

von Stefan Laurin  20.08.2025

Analyse

Misstrauische Partner

Russland stellt sich öffentlich an die Seite des Iran. Doch der Kreml verfolgt in Nahost andere Ziele als die Mullahs

von Alexander Friedman  20.08.2025

Weimar

Buchenwald darf Zutritt mit Palästinensertuch verweigern

Die Hintergründe im Überblick

 20.08.2025

Medien

Fiktion statt Fakten

Matti Friedman hat viele Jahre für die Nachrichtenagentur AP berichtet. Der Journalist kennt die Probleme der Gaza-Berichterstattung aus erster Hand

von Gunda Trepp  20.08.2025