Hessen

Michel Friedman rechnet mit der AfD ab

Michel Friedman Foto: picture alliance/dpa

Der Frankfurter Publizist Michel Friedman hat die AfD bei einer Rede im Hessischen Landtag zum Gedenken an den 50. Todestag des Judenretters Oskar Schindler (1908-1974) scharf angegriffen. Er schäme sich, in einem Parlament zu sprechen und dabei eine Gruppe anzuschauen, »die eine Partei des Hasses ist«, sagte Friedman am Mittwoch in Wiesbaden in Richtung der AfD-Fraktion.

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»Es sitzen hier in diesem Parlament Menschen, die sich wieder ermaßen zu bestimmen, wer ein Mensch ist, wer ein Deutscher ist« und die nicht auf dem Boden der Verfassung stünden. Friedman, dessen Eltern von Schindler gerettet wurden, war als Redner zu der Gedenkstunde in den Landtag geladen.

An die AfD-Abgeordneten gewandt, sagte er: »Oskar Schindler würde Sie verachten!« Friedman nannte die AfD nicht beim Namen, erwähnte aber Debatten um mögliche Parteiverbotsverfahren und kritisierte Björn Höcke, den Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag.

Der Publizist betonte: »Jüdisches Leben in Deutschland ist so schlecht wie noch nie, seit es jüdisches Leben in diesem Land gibt.« Die Tatsache, dass sich jüdische Menschen hierzulande überlegen müssten, unter Umständen wegzugehen, sei ein »Offenbarungseid unserer Gesellschaft«. Der Publizist beklagte, dass auch Linksextremisten »Israel kollektiv löschen wollen - gekoppelt mit Islamisten« und einem Teil von Muslimen sowie manchen, die eingewandert seien.

»Offenbarungseid unserer Gesellschaft«

»Nur kommen wir nicht auf die Idee, schon wieder von allen zu reden. Und tun Sie mir alle einen Gefallen, im Namen des Jüdischen, machen Sie bitte keine Flüchtlingspolitik, wie Sie sich das alle vorstellen«, appellierte Friedman und richtete dabei den Blick erst zur AfD und dann zu den anderen Fraktionen.

Viel zu viele Menschen fragten, was der Einzelne gegen Rassisten, Judenhasser, Hetzer und diejenigen, die die »Demokratie zerstören wollen«, tun könne. »Tun«, handeln, sagte Friedman und bezog sich dabei auf eine Antwort, die ihm Oskar Schindler auf die Frage gab, was er von ihm lernen könne. Die »größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts« sei der Erhalt der Demokratie, sagte der Publizist.

»Und tun Sie mir alle einen Gefallen, im Namen des Jüdischen, machen Sie bitte keine Flüchtlingspolitik, wie Sie sich das alle vorstellen.«

Michel Friedman mit Blick erst zur AfD und dann zu den anderen Fraktionen

Friedman (68) stammt aus einer polnisch-jüdischen Familie, die während des Holocausts durch den Unternehmer Oskar Schindler gerettet wurde. In Paris geboren, wuchs Friedman in Frankfurt am Main auf, nachdem seine Familie 1965 dorthin zog.

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) berichtete in seiner Rede davon, die Bundesregierung gebeten zu haben, das iranische Generalkonsulat in Frankfurt am Main zu schließen. »Wer Israel angreift, kann nicht unser Gast sein«, sagte Rhein. Der »sichere Zufluchtsort« Israel sei in Gefahr.

Mehr Fairness mit Israel

Im Umgang mit Israel wünsche er sich »mehr Fairness«, sagte der Ministerpräsident, der in seiner Rede an den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres erinnerte. Rhein betonte, dass Demokratie Haltung brauche und Gleichgültigkeit eine große Gefahr sei.

Oskar Schindler starb vor 50 Jahren, am 9. Oktober 1974, im Alter von 66 Jahren nach einem Aufenthalt bei Freunden in Hildesheim. Sein Wohnort befand sich in Frankfurt am Main gegenüber dem Hauptbahnhof.

Schindler hatte als NSDAP-Mitglied rund 1200 Jüdinnen und Juden aus dem von den Deutschen besetzten Krakau gerettet. Weithin bekannt wurde er erst nach seinem Tod durch den Roman von Thomas Keneally und den Spielfilm von Steven Spielberg »Schindlers Liste«.

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