Soziale Netzwerke

Meta will gegen »Zionist« als Beleidigung vorgehen

Der Facebook-Mutterkonzern Meta will auf seinen Plattformen härter gegen antisemitische Inhalte vorgehen Foto: IMAGO/NurPhoto

Bei Facebook und Instagram sollen ab sofort Posts entfernt werden, in denen der Begriff »Zionist« als Schimpfwort verwendet wird oder, um zum Hass auf Juden oder auf Andersdenkende aufzurufen. Das teilte der Mutterkonzern Meta, der die beiden Social-Media-Plattformen betreibt, am Dienstag mit.

Man habe sich im Frühjahr gemeinsam mit Experten ausführlich mit der Thematik befasst und sei zu dem Schluss gekommen, dass die bestehenden Richtlinien angepasst und ausgeweitet werden müssten, so Meta.

Bislang werde das Wort »Zionist« nur dann als unerlaubte Chiffre für »Juden« oder »Israelis« gewertet, wenn zum Beispiel Zionisten mit Ratten verglichen würden oder aus dem Kontext eines Inhalts deutlich hervorgehe, dass eine abwertende Gleichsetzung mit Juden gemeint sei.

Unterschiedliche Interpretationen

Es sei zwischenzeitlich aber klar geworden, dass die bestehenden Richtlinien nicht ausreichend auf die Art und Weise eingingen, in der viele User den Begriff verwendeten. In Zukunft sollen nun Inhalte, mit denen »Zionisten« angegriffen werden, immer dann entfernt werden, wenn sie sich nicht explizit auf die politische Bewegung für die Gründung eines jüdischen Nationalstaats beziehen, sondern antisemitische Stereotypen verwenden oder beispielsweise Gewalt gegen Juden oder Israelis androhen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Als Beispiele nannte Meta Behauptungen, Zionisten würden die Welt regieren oder die Medien kontrollieren oder auch entmenschlichende Vergleiche mit Schweinen, Dreck oder Ungeziefer. Bei wiederholten Verstößen gegen die Richtlinie drohe die Sperrung oder sogar die Löschung des betreffenden User-Kontos, teilte das Unternehmen mit.

Meta betonte, man habe ein Bündel von konkreter Fallbeispielen an ein unabhängiges Aufsichtsgremium weitergeleitet, das sich mit den Detailfragen befassen werde. »Wir erlauben es niemandem, andere auf unseren Plattformen aufgrund von geschützten Merkmalen wie Nationalität, Rasse oder Religion anzugreifen. Die Durchsetzung dieser Richtlinien erfordert ein Verständnis dafür, wie Menschen Sprache verwenden, um auf diese Merkmale zu verweisen. Das Wort ›Zionist‹ hat je nach Herkunft und heutigem Gebrauch verschiedene Bedeutungen und kann auch stark kontextabhängig sein«, erklärte das Unternehmen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Für viele stehe der Begriff stellvertretend für das jüdische Volk oder für Israelis. Diese Wahrnehmung sei dann besonders stark, wenn der Begriff mit altbekannten antisemitischen Tropen gepaart werde, insbesondere solchen, die eine angebliche jüdische Weltverschwörung anprangerten.

Positive Reaktionen von jüdischen Verbänden

Allerdings gebe es auch Fälle, in denen sich die Verwendung des Begriffs »Zionist« auf Handlungen der israelischen Regierung oder der Armee beziehe. »Solche Äußerungen sind im Allgemeinen eher politisch als hasserfüllt«, so Meta. Man werde nun im Detail prüfen lassen, wie damit umgegangen werden solle.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Rund 3 Milliarden Menschen weltweit nutzen Facebook, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feierte. Instagram hat rund 2 Milliarden User. Meta betreibt auch den Kurznachrichtendienst WhatsApp, den ebenfalls 2 Milliarden Menschen nutzen.

Der Jüdische Weltkongress (WJC) lobte die Metas Ankündigung als »bahnbrechende Entscheidung« und als »wichtigen Schritt im Kampf gegen den verschleierten Antisemitismus, der sich unter dem Deckmantel des politischen Diskurses ausgebreitet hat und seit dem 7. Oktober sprunghaft angestiegen ist.«

WJC-Präsident Ronald S. Lauder sagte, es sei mutig, dass Meta Stellung gegen diejenigen beziehe, die versuchten, ihren Hass auf Juden zu verbergen. »Wir schätzen es sehr, dass Meta den jüdischen Gemeinden (…) zugehört hat. Diese Änderung der Richtlinien wird dazu beitragen, ein sichereres und respektvolleres Umfeld für alle zu schaffen. Ich hoffe, dass andere Plattformen der Führung Metas folgen und ähnliche Maßnahmen ergreifen«, erklärte Lauder. Die WJC-Abteilungsleiterin für Technologiefragen und Menschenrechte, Yfat Barak-Cheney, betonte die Wichtigkeit einer Zusammenarbeit mit den Technologieunternehmen, um den Hass im Netz einzudämmen.

Lesen Sie auch

Auch B’nai B’rith International lobte Meta. »Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Verbreitung von Hassreden einzudämmen, und wir ermutigen andere Plattformen, diesem Beispiel zu folgen«, erklärte die Organisation auf der Plattform X.

Und auch Deborah Lipstadt, Antisemitismusbeauftragte der US-Regierung, war voll des Lobes. Damit werde »die alarmierende, weit verbreitete Verwendung des Begriffs ›Zionisten‹ als Deckmantel für Hass gegen Juden« endlich angegangen, schrieb Lipstadt auf X.

Doch es gab auch wütende Kritik seitens palästinensischer Aktivisten. »Während die Palästinenser von Israel ausgelöscht werden, beschließt, die ›Zionisten‹ auf ihren Plattformen unter dem Vorwand zu schützen, Hassrede im Internet zu bekämpfen. Das Feigenblatt der Neutralität ist nun endgültig gefallen. Es gibt keine Zweifel mehr, wie Meta zu dem laufenden Völkermord steht«, schrieb Marwa Fatafta von der Organisation »Access Now« auf X.

Erfurt

CDU, BSW und SPD legen in Thüringen Koalitionsvertrag vor

Wegen der Außenpolitik des BSW ist das Bündnis umstritten

 22.11.2024

Antisemitismus

Polizei sucht nach Tatverdächtigem vom Holocaust-Mahnmal

Der Mann soll einen volksverhetzenden Text in das dortige Gästebuch geschrieben haben

 22.11.2024

Debatte

Theologen werfen Papst einseitige Sicht auf Nahost-Konflikt vor

Ein Schreiben von Papst Franziskus zum Nahost-Krieg enthalte einen »blinden Fleck im Denken«

 22.11.2024

Hessen

Boris Rhein verurteilt Haftbefehl gegen Netanjahu

Der israelische Premier verteidige »sein Land gegen Terroristen«, so Rhein

 22.11.2024

CDU/CSU

Unionspolitiker: Verhaftung von Netanjahu auf deutschem Boden »unvorstellbar«

Die größte Oppositionsfraktion kritisiert die fehlende Haltung der Bundesregierung

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024

Internationaler Strafgerichtshof

»Halten uns an Recht und Gesetz«: Jetzt äußert sich die Bundesregierung

Außenministerin Annalena Baerbock will aber noch genauer prüfen, was der Entscheid des IStGH bedeutet

 22.11.2024

Budapest

Orbán: »Werde Netanjahu nach Ungarn einladen«

Regierungschef Viktor Orbán will seinen israelischen Amtskollegen trotz des Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofes weiter empfangen

 22.11.2024

Atomprogramm

Iran kündigt Ausbau der Urananreicherung an

Der Atomstreit mit dem Iran geht in eine neue Runde

 22.11.2024