Mehrere hundert Neonazis haben am Samstag in Berlin-Spandau an einem Aufzug zum 30. Todestag des Kriegsverbrechers Rudolf Heß (1894-1987) teilgenommen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat die hohe hohe Teilnehmerzahl als »sehr erschreckend« bezeichnet. »Offensichtlich erhalten rechtsextreme Veranstaltungen in jüngster Zeit wieder mehr Zulauf. Das zeigt auch die steigende Zahl von rechtsextremen Konzerten. Das muss für uns alle ein Warnsignal sein«, sagte Schuster.
Rechtsextreme seien nicht nur für Minderheiten eine Gefahr, sondern für die Demokratie insgesamt. Ein starker Staat und eine starke Zivilgesellschaft müsse den Rechtsextremen und all jenen, die ihnen mit Rechtspopulismus den Weg ebnen, den Kampf ansagen. »Unser Dank gilt den zahlreichen engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die sich diesem rechtsextremen Aufmarsch entgegengestellt haben.«
Gegendemonstration Nach Veranstalterangaben haben über 1.000 Menschen am Samstag gegen den Aufzug der Neonazis demonstriert. Zu Gegendemonstrationen aufgerufen hatte mehrere Kirchengemeinden, Parteien, zivilgesellschaftliche Initiativen und linke Gruppen. In der Spandauer Altstadt wurden Kirchenglocken geläutet, um damit ein Zeichen für Frieden und Toleranz sowie gegen Rassismus und Rechtsextremismus zu setzen. ja/epd