82 Synagogen sind zwischen 2008 und 2012 in der Bundesrepublik Ziel antisemitischer Übergriffe geworden. Die jährlichen Zahlen schwanken zwischen 21 Angriffen im Jahr 2008 und neun im Jahr 2010. Im Jahr 2012 gab es 13 Vorfälle. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine schriftliche Anfrage der Linken-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau hervor.
Die meisten Anschläge (24) gab es in Nordrhein-Westfalen; kein einziger Vorfall wurde im Saarland registriert. In den meisten Fällen, die von den Ländern an das Bundeskriminalamt übermittelt wurden, handelt es sich um Sachbeschädigung (31) und um das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (29). Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen betonte Pau, dass »Anschläge auf Synagogen immer nur die viel zitierte Spitze des Eisberges« seien. »Allemal dreist und symbolträchtig, da Synagogen besonders beschützt werden«, so die Politikerin.
Recherchen dieser Zeitung zufolge ist die Auflistung des Innenministeriums lückenhaft. Dies dokumentieren folgende Vorfälle allein aus dem Jahr 2012: In der Nacht zum 1. Januar 2012 wurde die Synagoge in Dresden beschädigt und beschmiert. Mit einem Böller wurde der Briefkasten der Jüdischen Gemeinde beschädigt und an die Wand der Schriftzug »Leck mich« geschmiert. In Regensburg stieg ein der Polizei bekannter 21-Jähriger in den frühen Morgenstunden des 21. Juni über einen Zaun der Synagoge, brüllte rechtsextreme Parolen und urinierte auf das Gelände. Und in Wuppertal wurde am 23. Juni die Synagoge mit Hakenkreuzen beschmiert. Diese Fälle sind in der Antwort des Innenministers nicht erwähnt.
motive Was die Motive der Täter angeht, gibt es keine Veränderungen zu Anschlägen in früheren Jahren: Zu mehr als 90 Prozent werden antisemitische Straftaten von Rechtsextremisten durchgeführt. Deren Lager ist »nach wie vor wichtigster Träger des Antisemitismus«, heißt es im Bericht des unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus, der der Bundesregierung 2012 vorgelegt wurde. Judenfeindschaft im strafrechtlichen Bereich ist kaum eine Angelegenheit von Linksextremisten und von Muslimen oder Arabischstämmigen. Polizeiliche Statistiken belegen die häufige Vermutung, es sei diese Gruppe, von der ein neuer und besonders schlimmer Antisemitismus ausginge, nicht.
Dennoch betonen Experten, dass in arabischstämmigen Kreisen – insbesondere bei Heranwachsenden – in Einzelfällen Antisemitismus in Gewalt eskalieren kann. So schlugen am 28. August 2012 arabischstämmige Jugendliche den 53-jährigen Rabbiner Daniel Alter in Berlin nieder. Auch unter Linksextremisten gibt es Positionen, die einen antisemitischen Diskurs befördern können. Doch das beschränkt sich in der Regel auf politische Parolen und hat sich in den letzten Jahren nicht (mehr) aktionsorientiert gezeigt.