Hass aus der digitalen Welt erreicht uns mitten im Alltag. Immer häufiger berichten Jugendliche und Erwachsene über aggressives Verhalten und über gezielte Attacken im Netz – sei es in Form von Kommentaren, Hassmails oder auch indirekten Drohungen. Das Internet eröffnet auch ganz neue Möglichkeiten für antisemitische Wortgewalt. Judenfeindliche Hassbotschaften im Netz seien eine der am häufigsten genannten Antisemitismuserfahrungen, sagen Experten und neueste Studien.
Antisemitische Sprache war immer schon die erste Vorstufe und Grundlage für die spätere Verfolgung. Sprache knüpft an alte Ressentiments und Feindbilder an, schafft neue Wirklichkeiten und prägt das öffentliche Bewusstsein. Sie radikalisiert sich schnell – vor allem bezogen auf Minderheiten, aber auch auf jene, die sich gegen Marginalisierung und Diskriminierung einsetzen.
angriffe Dabei unterscheiden wir zwischen persönlichen Angriffen auf Einzelne (Cybermobbing), gezieltem Stören von Konversationen (Trollen) und kommunikativen Angriffen (Hassrede) auf Menschen aufgrund ihrer sozialen Identität und Zugehörigkeit.
Bisher wird Hasskriminalität im Netz selten angezeigt und auch von Social-Media-Anbietern eher zögernd bekämpft.
Bisher wird Hasskriminalität im Netz selten angezeigt und auch von Social-Media-Anbietern eher zögernd bekämpft. Es gibt den Volksverhetzungsparagrafen und allgemeine Gesetze, die vor Diskriminierung schützen. Die Gewalt zeigt sich aber oft in Formen, die außerhalb des justiziablen Bereichs liegen.
Werden die Erfahrungen und Forderungen von Community, Aktivisten und Experten ernst genommen und gehört? Wird genug unternommen, um die Bedrohungslagen neu zu sortieren und sofortige wie auch langfristig angelegte Maßnahmen – darunter Empowerment-Maßnahmen – zu ergreifen? Angesichts der aktuellen gesellschaftspolitischen Lage darf das Sicherheitsgefühl nicht weiter ausgereizt werden.
Die Autorin ist Leiterin des Kompetenzzentrums für Prävention und Empowerment der ZWST.