Joschka Fischer

Mehr Fragen als Antworten

Im Gespräch: Ex-Außenminister Joschka Fischer Foto: Gregor Zielke

Der Vortrag von Joschka Fischer war mit Spannung erwartet worden. Im Rahmen der Heidelberger Hochschulreden sollte der ehemalige Außenminister zu der Frage »Welchen Einfluss haben Medien auf antisemitische Haltungen der Gesellschaft?« referieren. Es war eine Frage, die viele Gemeindetagsteilnehmer umtrieb. Doch bevor Joschka Fischer darauf einging, holte er erst einmal weiter aus, indem er das politische Klima beschrieb, das Antisemitismus begünstige.

»Durchziehen«, sei seine Devise, da komme »der alte Sponti« in ihm hoch, sagte Joschka Fischer.

INTERNET Er habe den Eindruck, so Fischer, die deutsche Gesellschaft sei in einer Transformationskrise, in der sie sich neu sortiere. »Und wie immer in solchen Krisen kommt der Antisemitismus hoch – das ist die historische Erfahrung.« Medien hätten in dieser Art von Krisen immer eine große Rolle gespielt, doch die Medienlandschaft habe sich verändert, sagte Fischer. Das Internet eröffne völlige neue Möglichkeiten. »Moderne Medien haben die Eigenschaft, dass es völlig ausreicht, Gleichgesinnte zu erreichen«, die sich auch nicht mehr woanders informieren und so unbeeinflussbar von außen seien.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Rechtsstaat müsse handeln, doch es sei Aufgabe der Gesellschaft, politischen Druck aufzubauen, man dürfe keine Gewohnheit einreißen lassen. »Nicht wegziehen. Durchziehen«, sei seine Devise, da komme »der alte Sponti« in ihm hoch. »Bei den neuen Medien müssen wir beginnen. Denn sie machen die Finger nicht mehr schwarz, aber die Seelen«, sagte Fischer. Dafür bekam er viel Applaus.

Auf die Frage aus dem Publikum, inwiefern Tageszeitungen Antisemitismus verbreiten, wiegelte Fischer zum offensichtlichen Ärger vieler Teilnehmer ab.

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG Doch dann glitt die Debatte ins Ungefähre. Auf die Frage aus dem Publikum, inwiefern Tageszeitungen Antisemitismus verbreiten – genannt wurden als Beispiel die Karikaturen in der Süddeutsche Zeitung –, wiegelte Fischer zum offensichtlichen Ärger vieler Teilnehmer ab. Vielmehr kam er immer wieder auf sein – sicher ebenso wichtiges – Kernanliegen zurück, die Demokratie in Deutschland zu schützen, deren Grundlage eine Partei wie die AfD mit der Abkehr vom Schuldanerkenntnis der Schoa infrage stellen würden. Doch die eigentliche Frage des Panels blieb nur unzureichend beantwortet.

Die Teilnehmer waren gewiss interessiert an Fischers Erfahrungen auf internationalem Parkett – doch viele hätten sich vom früheren Außenminister mehr Antworten auf das Thema der Veranstaltung gewünscht.  ksh

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

USA

Musk sorgt mit Hitlergruß-ähnlicher Geste für Aufsehen

Elon Musk ist Vorredner bei einer Veranstaltung zu Donald Trumps Amtseinführung. Bei Dankesgrüßen an die Trump-Wähler macht der Tech-Milliardär eine Geste, die viele schockiert

 20.01.2025

USA

Netanjahu zu Trump: »Die besten Tage liegen noch vor uns«

Der israelische Ministerpräsident hat dem neuen US-Präsidenten gratuliert und mit Lob überschüttet, doch es zeichnen sich auch Spannungen ab

von Nils Kottmann  20.01.2025 Aktualisiert

Amtsübergabe

Donald Trump kündigt »goldenes Zeitalter Amerikas« an

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gratulierte dem neuen US-Präsidenten kurz nach dessen Vereidigung

 20.01.2025

Berlin

Bundesarchiv: 75.000 Anfragen zur NS-Zeit im Jahr 2023

Zum 80. Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz zieht die Behörde eine Bilanz - und zeigt in einem Themenschwerpunkt wichtige Dokumente online

 20.01.2025

Antisemitismus

Klein warnt vor Organisation »Masar Badil«

Recherchen zufolge nahmen Aktivisten der Organisation auch an der Besetzung der Berliner Humboldt-Universität und Protesten vor dem Gebäude im Mai 2024 teil

 20.01.2025

Analyse

Der Schattenmann

Mohammed Sinwar gilt als der neue starke Mann der Terrororganisation Hamas. Und er trägt einen bekannten Namen

von Ralf Balke  20.01.2025

Berlin

Nach Besetzung durch Israelhasser: Rücktritt von Hochschulpräsidentin Bettina Völter gefordert

Die CSU-Abgeordnete Daniela Ludwig besteht auf Konsequenzen. Sie warnt vor »gewaltverherrlichenden Vermummten, die in Hochschulen einfallen und das Existenzrecht Israels infrage stellen«

 20.01.2025

Berlin

Wiederaufbau der Synagoge am Fraenkelufer: Architekten stehen fest

Nächstes Jahr könnte der Grundstein gelegt werden

 20.01.2025

Meinung

Wenn Freunde peinlich werden

Das Auswärtige Amt hat einem deutsch-israelischen Stand bei der Frankfurter Buchmesse eine Absage erteilt. Ein Armutszeugnis für Außenministerin Baerbock, findet unsere Redakteurin Ayala Goldmann

von Ayala Goldmann  20.01.2025