Mehr als fünf judenfeindliche Straftaten finden in Deutschland pro Tag statt. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linke-Fraktion im Bundestag hervor; die Anfrage liegt der »Welt« vor. Demnach kam es im laufenden Jahr bereits zu 1555 antisemitischen Straftaten, darunter 55 Gewaltdelikte. Im dritten Quartal 2022 waren es elf Gewalttaten, zehn davon werden der politisch motivierten Kriminalität rechts zugeordnet, die elfte sei nicht zuzuordnen.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte: »In Zeiten der Krise müssen Jüdinnen und Juden häufig als Sündenböcke herhalten. Das hat auch Übergriffe zur Folge.«
anfeindungen Schuster sieht den Rechtsextremismus als größte Bedrohung für Juden in Deutschland. »Wenn es um Anfeindungen geht, die gar nicht in Statistiken aufgenommen werden, höre ich aber häufig, dass diese auch durch Personen mit muslimischem Hintergrund erfolgen.« Zudem zeige ein sich »andeutender Paradigmenwechsel in Kunst und Wissenschaft, der auch Tätern aus dem rechtsextremen Milieu als Legitimation gilt«, befürchtet Schuster.
»In Zeiten der Krise müssen Jüdinnen und Juden häufig als Sündenböcke herhalten. Das hat auch Übergriffe zur Folge.«
Zentralratspräsident Josef Schuster
Aus dem Bundestag kommt Kritik an häufig im Nachhinein stark nach oben korrigierten Statistiken. »Angesichts des generell gestiegenen Antisemitismus würde ich mir eine größere Schnelligkeit bei der korrekten Erfassung wünschen«, sagte die Vizepräsidentin des Bundestags, Petra Pau. »Nur dann können Politik und Behörden bedrohliche Entwicklungen zeitnah erkennen.« kna