Meinung

Me too? Wir alle!

Eines Abends beschloss ein Ehemann, seiner Frau entgegenzugehen, die jeden Augenblick von der Arbeit nach Hause kommen musste. Er ging Richtung U-Bahn-Station. Es war schon dunkel. Dann sah er sie und ging fröhlich auf sie zu, in der Erwartung, dass sie ihn auch gleich erkennen werde. Doch das tat sie nicht. Sie lief einfach an ihm vorbei, den Blick stur geradeaus. Wie ein Geist, sagte der Ehemann schockiert. Im Abwehrmodus, entgegnete seine Frau trocken.

abwehr Es ist tragisch, wie viele Männer sich noch immer über Frauen im Abwehrmodus wundern. Jede Frau kennt ihn, und jede Frau muss ihn mehr oder weniger regelmäßig einsetzen. Denn keine – egal ob in Los Angeles, Berlin oder Hildesheim – kommt in ihrem Leben an sexuellen Angriffen vorbei. Keine. Das Wissen darum läuft immer mit.

Der Fall Harvey Weinstein bestätigt nur, was Frauen und Mädchen schon wissen. Jeder Versuch, Weinstein zum Einzelfall zu stilisieren, ist ein Ablenkungsmanöver. Er ist einer von vielen, der bestraft gehört wie alle anderen auch. Aber auch das wissen wir eigentlich längst.

Die heftige Diskussion um die jahrzehntelang geduldeten Taten des Filmmoguls, befeuert von immer neuen Aussagen und weiteren Fällen im Filmgeschäft, ist eine Wiederauflage der »Aufschrei«-Debatte von vor mehr als vier Jahren.

Hashtag Damals war ein Artikel über den Sexismus der alten Männer im Politikbetrieb der Auslöser für eine überfällige Auseinandersetzung mit der Allgegenwärtigkeit sexueller Übergriffe auf Mädchen und Frauen. Der Hashtag Aufschrei gellte in jeder Zeitung, jeder Talkshow, jedem Newsfeed. Nach Weinstein gibt es nun einen neuen Hashtag, der Hashtag MeToo heißt, »ich auch«.

Und wieder ist da diese Hoffnung, dass Frauen den Abwehrmodus eines Tages ablegen könnten. Liest man allerdings die frauenfeindlichen Kommentare, die sich wie bei allen Frauenthemen auch unter vielen »Me Too«-Postings finden, sind die Aussichten mehr als schlecht.

Die Autorin ist Filmjournalistin in Berlin.

Diplomatie

Berichte: Trump-Brief im Iran angekommen

Ein von US-Präsident Donald Trump verfasster Brief wurde laut Medienberichten persönlich durch einen Vermittler in Teheran überreicht

 12.03.2025

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 12.03.2025

Daniel Neumann

Darmstadt: Diesmal ließ die Kirche Taten folgen

Nach dem antisemitischen Eklat in der Michaelsgemeinde greift die Evangelische Landeskirche entschlossen durch. Das verdient Anerkennung

von Daniel Neumann  12.03.2025

Hessen

Bildungsstätte Anne Frank wehrt sich gegen AfD-Kritik

AfD fordert nun die Aberkennung der Gemeinnützigkeit

 12.03.2025

Sabine Brandes

Die stärksten Menschen der Welt

Die ehemaligen Geiseln Eli Sharabi und Yarden Bibas sind durch die Hölle gegangen. Kaum sind sie frei, setzen sie sich unermüdlich für die Rückkehr ihrer »Brüder und Schwestern« ein

von Sabine Brandes  12.03.2025

Hamburg

Prozess nach antisemitischer Attacke an Uni

Im vergangenen Jahr wurde eine Frau nach einer Veranstaltung zum Thema Judenhass angegriffen und verletzt. Nun steht die mutmaßliche Angreiferin vor Gericht

 12.03.2025

Gedenken

Oranienburg erinnert an Luftangriffe von 1945

Auch Gefangene des KZ Sachsenhausen und Zwangsarbeiter kamen bei den Angriffen um

 12.03.2025

USA

Regierung will mehr Terrorunterstützer abschieben

Außenminister Marco Rubio habe das Recht, Individuen auszuweisen, die gegen die Interessen der Vereinigten Staaten agierten, sagt Regierungssprecherin Karoline Leavitt

 12.03.2025

Thüringen

Rechtsextreme AfD zerrt Stephan Kramer vor Untersuchungsausschuss

Der Partei ist der Verfassungsschutzchef ein Dorn im Auge, weil sie in Thüringen als gesichert rechtsextremistisch gilt

 11.03.2025