Mark Zuckerberg war in Berlin. Der Facebook-Gründer joggte durchs Brandenburger Tor, lief am Reichstag vorbei, machte kurz halt bei Kanzleramtschef Peter Altmaier, beim Axel-Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner und bei seinen Nutzern. Nun, sagen wir mal, bei einem Bruchteil davon.
Denn von 28 Millionen deutschen Facebook-Usern durften 1400 dem 31-jährigen Chef des sozialen Netzwerks eine Stunde lang an einem geheimen Ort in Berlin zuvor ausgewählte Fragen stellen. Die Privatsphäre-Einstellungen für diesen Termin setzte Zuckerberg extrem hoch. Dabei pocht Facebook doch auf Transparenz, auf die Community, auf maximale Dokumentation des Lebens der anderen.
Kommunikation Wenn es allerdings an den eigenen Account geht, dann sieht das ganz anders aus. Dann ist alles ziemlich geheim. Dann ist die Kommunikation im besten Fall schwierig. Und genau dort sollte der joggende Zuckerberg mal kurz haltmachen und seinen guten Lauf, den er weltweit hat, überdenken.
Es reicht nicht, ein architektonisch transparentes Büro am Potsdamer Platz zu haben; es genügen auch nicht einige Hundert Mitarbeiter in Deutschland, um die unzähligen Hasskommentare hierzulande zu bewältigen. Dadurch verschwindet Hetze nicht. Facebook muss endlich den Willen zeigen, offensiv und vor allem nachvollziehbar und transparent gegen Hatespeech vorgehen, und das Aufwiegeln durch Hasskommentare unterbinden. Sich auf die Counterspeech der Community zu verlassen, ist eine billige Ausrede, um nicht selbst Verantwortung zu übernehmen.
Technik Facebook hat gezeigt, dass es Seiten sperren kann. An der Technik sollte es also kaum scheitern. Dumm nur, dass es das soziale Netzwerk offenbar nur dann zu schaffen scheint, wenn es um diejenigen geht, die Hass aufzeigen. Wie die Seite von »Perlen aus Freital«, die rassistische Kommentare im Netz dokumentierte. Der mittlerweile wieder geöffnete Account wurde gesperrt, weil Inhalte »nicht den Nutzungsbedingungen von Facebook« entsprachen.
Wie schön, dass der Content sämtlicher Pegida-Ableger offenbar ganz konform mit den Nutzungsbedingungen ist, denn dort kann sich jeder so rassistisch äußern, wie er will. Counterspeech? Fehlanzeige. Vielleicht hat Mark Zuckerberg das bei seinem leichten Ausdauertraining aber auch nur übersehen. Passiert schon mal, bei so vielen Nutzern. Am Thema vorbeijoggen sollte er allerdings nicht.