Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt lässt ihre Sammlung auf Kulturgüter untersuchen, die in der NS-Zeit enteignet wurden. Bis Ende des Jahres werde der Historiker und Provenienzforscher Patrick Bormann die Anschaffungen der Stiftung zwischen 1933 und 1945 analysieren, teilte die Stiftung am Mittwoch in Wittenberg mit.
Eine erste Auswertung der Inventarbücher von 1933 bis 1945 habe Verdachtsmomente ergeben, sagte Bormann. Es gebe genug Indizien für eine Untersuchung, sagte der Historiker.
Laut Projektleiterin Anne-Katrin Ziesak, Leiterin der LutherMuseen in Wittenberg, war der langjährige Direktor (1930 bis 1969) der damaligen Lutherhalle, Oskar Thulin, NSDAP-Mitglied und Mitglied des Wittenberger Stadtrats. Die Leitung der Lutherhalle müsse also durchaus als regimenah verstanden werden, sagte Ziesak.
Konkret ist geplant, Zeugnisse aus der Reformationszeit und Gegenstände der Luther-Rezeption, vor allem Handschriften und historische Drucke zu prüfen. Ermöglicht werde die Recherche durch Projektmittel des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste in Magdeburg.
Ziesak zufolge werden Objekte untersucht, die in der NS-Zeit von der damaligen «Lutherhalle» erworben wurden. Dies war bis 1997 der Name des heutigen Lutherhauses mit seiner reformationsgeschichtlichen Ausstellung.
Das Projekt und seine Ergebnisse werden den Angaben zufolge öffentlich dokumentiert und in Datenbanken eingestellt. Die Provenienzforschung befasst sich mit der Herkunft von Kulturgütern. epd