Meinung

Lohn ist das Mindeste

Zu einem würdevollen Leben gehört es, in seinem Handeln von der Gesellschaft respektiert zu werden. Zu dieser Wertschätzung eines Menschen gehört auch die angemessene Bezahlung seiner Tätigkeit. Daher ist die hohe Anzahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse besonders empörend.

Über eine Million Menschen sind, obwohl sie eine Arbeitsstelle haben, dazu gezwungen, auf soziale Aufstockungsleistungen zurückzugreifen. Dass damit die Allgemeinheit Niedriglöhne de facto subventioniert, ist nicht nur ökonomisch absurd, es ist auch unmoralisch – gerade aus jüdischer Sicht.

So basiert schon das Konzept der Zedakka, der Mildtätigkeit, auf der Vorstellung, dem Armen die Möglichkeit zu geben, sich durch eigene Kraft aus der Abhängigkeit vom anderen zu lösen und seinen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Wer aber Arbeitslosen Jobs anbietet, von denen man kaum leben kann, verweigert nicht nur ernsthafte Hilfe – er nutzt vielmehr deren Notlage aus und hübscht dabei höchstens die Arbeitslosenstatistik auf. Dabei geht es hier eigentlich gar nicht um Wohltätigkeit, sondern um den Schutz des wirtschaftlich Schwächeren.

tradition Indem die Tora im 5. Buch Moses explizit verbietet, einem Arbeiter seinen Lohn vorzuenthalten, stellt sich die jüdische Tradition auf die Seite des abhängig Beschäftigten – und geht aktiv gegen Missbrauch vor. Daraus lässt sich auch die Forderung nach einem Mindestlohn ableiten. Sie ist gerichtet gegen Unternehmer, die ihre Machtposition am Arbeitsmarkt ausnutzen. Und sie ist ein Zeichen, dass die Arbeit eines jeden Menschen angemessen bezahlt werden soll.

Doch wie hoch soll der Mindestlohn sein? Reichen die gerade von Kanzlerin Merkel anvisierten 6,89 (Ost) und 7,79 (West) Euro? Zu einem anständigen Leben gehört nicht nur das Wohnen und Essen, sondern auch die Möglichkeit, hin und wieder ein Kino besuchen, eine CD kaufen oder auch einmal verreisen zu können. Dies zu fordern, ist eine ethische Verpflichtung. Und es ist auch ein Zeichen politischer Vernunft: Je weiter die Schere zwischen Arm und Reich auseinandergeht, umso mehr steigt die Gefahr sozialer Verwerfungen. Ein Mindestlohn ist kein Allheilmittel, aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Der Autor ist Historiker und Publizist und gehört zum Arbeitskreis Jüdischer Sozialdemokraten.

Deutschland

Rechtsextreme Straftaten 2024 auf neuem Rekordstand

Die Zahl der rechtsextrem motivierten Straftaten nimmt rasant zu. 2024 wurde ein neuer Höchststand erreicht. Darunter auch 1100 Gewaltdelikte

 05.01.2025

Roman Schwarzman

Holocaust-Überlebender aus Ukraine hält am 27. Januar Rede beim zentralen Gedenken im Bundestag

Im kommenden Jahr jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zum 80. Mal. Zur Gedenkstunde im Bundestag wird ein Holocaust-Überlebender aus Odessa erwartet

 05.01.2025 Aktualisiert

Berlin

Nach Raketenschuss in Neukölln: Influencer aus dem Westjordanland am Flughafen Berlin festgenommen

Ein arabischer Influencer hat an Silvester eine Rakete in ein Wohnhaus in Berlin-Neukölln geschossen haben. Nun wurde der Mann festgenommen

 05.01.2025

Politik

EU-Abgeordneter Sergey Lagodinsky tritt gegen Gelbhaar an

Der Kreisverband Berlin-Pankow fordert Stefan Gelbhaar dazu auf, auf eine Kandidatur für ein Direktmandat bei der Bundestagswahl zu verzichten. Er bekommt nun Konkurrenz aus Brüssel

 04.01.2025

Niederlande

Namen von 425.000 Kollaborateuren einsehbar

Das passt nicht allen Bürgern. Reißen nun alte Wunden wieder auf?

 03.01.2025

Syrien

Neuanfang in Syrien?

Vier Wochen nach dem Sturz des Machthabers Assad wollen die deutsche Außenministerin und ihr französischer Kollege in Damaskus ein Zeichen setzen. Sie kommen mit Angeboten, aber auch mit Forderungen

 03.01.2025

Berlin

Weidel und Musk planen Talk auf »X«

Mit seinem öffentlichen Werben für die rechtsextremistische AfD hat Tesla-Chef und Trump-Berater Elon Musk viel Wirbel ausgelöst. Der nächste Schritt folgt in knapp einer Woche

 03.01.2025

Debatte

Musk-Beitrag in der »Welt«: Idee kam von Springer-Aufsichtsrat

Die Hintergründe

 03.01.2025

Berlin

Weitere Chanukkia geschändet

Seit Tagen registriert die Polizei immer wieder Beschädigungen von Chanukkiot

 03.01.2025