Man nehme: ein Feindbild, ein paar vorgeschobene Argumente und einige halbprominente Unterstützer – fertig ist der Israel-Boykott. So dachte sich das zumindest ein Bündnis linksgerichteter Bürgerinitiativen, wie zum Beispiel das Bremer Friedensforum. Die Organisation hatte sich am 11. März an einer Protestaktion vor einem Supermarkt beteiligt. Mit Bildern von blutenden Jaffa-Orangen und der Unterstützung »besorgter Juden«, wie es in einer Erklärung heißt, hat sie im Namen des Völkerrechts Avocados, Paprika und Datteln aus Israel den mutigen Kampf angesagt. Doch offenbar traut man den eigenen Argumenten nicht über den Weg. Und sucht in der Verzweiflung jüdische Gewährsleute.
Avocado Neben den abgedroschenen Thesen – nicht deklarierte Exporte aus den besetzten Gebieten oder: nur mit einem Investitionsstopp könne Druck auf Israel ausgeübt werden – wird auffallend und aufdringlich oft auf die Unterstützung durch Juden und jüdische Organisationen verwiesen. Ohne die kommen die Aktivisten offenbar nicht über die Runden. Sie lechzen geradezu nach einem Koscherstempel, um ihren Boykott zu rechtfertigen. Auf dieses »Argument« ziehen sie sich zurück, aus Mangel an Handfestem.
Denn wenn selbst Juden gegen israelische Avocados sind, so lautet ihre verquere Botschaft, dann dürfen deutsche Linke getrost das Gleiche empfehlen. Ohne einen »Alibi-Juden« würde man riskieren, mit Nazis in Verbindung gebracht zu werden. Und das wollen die Damen und Herren selbstredend keinesfalls. Dunm nur, dass einem bei derartigen Boykottaufrufen doch immer nur der eine Satz einfällt: »Kauft nicht bei Juden!«