Meinung

Lies den Adolf Hitler

Adolf Hitlers Mein Kampf soll demnächst erscheinen. Nicht als Buch, auch nicht vollständig, nicht unkommentiert, aber doch für jedermann zugänglich. Der britische Verleger Peter McGee, der bereits das Wochenblatt »Zeitungszeugen« herausgibt, dem – von Historikern kommentierte – Originalausgaben von NS-Zeitungen beiliegen, will dort nun auch Mein Kampf herausgeben: sozusagen des Führers Wort zum Donnerstag.
Okay, könnte man sagen, die Verbreitung von Mein Kampf ist sowieso nicht zu verhindern: Im weltweiten Web kann es jeder finden und herunterladen, und in drei Jahren läuft ohnehin die vom Urheberrecht gesetzte Sperre ab. Dann darf jeder, der will, das Buch veröffentlichen.

Run Was McGee also gerade macht, ist nichts weiter als ein früher Versuch, am Markt der Erste zu sein, bevor demnächst der große Mein Kampf-Run einsetzt. Und tatsächlich könnte es sein, dass, sollte die jetzige Publikation verhindert werden, man später bedauern wird, McGee mit seinen zu jedem scharfen Kommentar entschlossenen Mommsens, Benzens, Longerichs und Neitzels gestoppt zu haben. Denn dass sich das Buch für jeden Leser selbst entzaubert, weil es so schlecht ist, ist ein Hinweis, der im Jahr 2012 genauso falsch und richtig ist wie im Erscheinungsjahr 1925: intellektuell richtig, von der historischen Wirkung her falsch.

Auf dem Buchmarkt gilt immer noch: Hitler macht Auflage. Da hilft kein Urheberrecht und kein Volksverhetzungsparagraf. Das bayerische Finanzministerium, das noch aus Besatzungstagen das Copyright für Mein Kampf besitzt, versucht, die Publikation per Kleinzitatrecht zu verhindern. Als ob man so das eigentliche Problem in den Griff bekommen könnte – nämlich, dass der Nazismus in Deutschland eben nicht historisch erledigt ist, siehe Zwickauer Terrorzelle und NPD.

Hinzu kommt, dass sich auch der Diskurs über die Schoa verändert: Immer weniger Überlebende, die das Grauen bezeugen, leben noch; und es droht die Gefahr, dass die auf vergilbt ausschauendem Papier gedruckten Ausgaben des »Völkischen Beobachters«, des »Stürmer« oder von Mein Kampf als Fortsetzungsroman plötzlich zu vermeintlich seriösen Quellen avancieren.

Gewiss, Zensur ist auch dann eine schlechte Idee, wenn sie sich mit guten Gründen gegen üble Nazipropaganda wendet. Doch eine Freigabe dieses Drecks, im naiven – und schon tausendmal widerlegten – Vertrauen, er würde sich jedem Leser als solcher erschließen, wäre fahrlässig.

München

Bayerns Ministerpräsident Söder übt scharfe Kritik am Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu

»Das Gericht hat sich massiv selbst beschädigt«, betont der CSU-Politiker - und gab eine klare Antwort auf die Frage, ob Netanjahu auf deutschem Boden verhaftet werden sollte

 24.11.2024

Gemeinden

Blick auf ein besonderes Jahr

Die Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagte in München. Für große Begeisterung im Saal sorgte die Rede des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder

von Katrin Richter  24.11.2024

Vereinte Arabische Emirate

Chabad-Rabbiner in Dubai vermisst

Berichten zufolge könnte der Rabbiner durch den Iran entführt oder ermordet worden sein

 24.11.2024

Kriminalität

»Schwachkopf«-Post zu Habeck: Jetzt melden sich die Ermittler zu Wort

Ein Mann soll Wirtschaftsminister Habeck im Netz beleidigt haben. Dass dann die Polizei zu Besuch kam, sorgte nicht nur im Umfeld des Vizekanzlers für Verwunderung. Die Ermittler liefern Erklärungen

von Frederick Mersi  22.11.2024

Antisemitismus

Polizei sucht nach Tatverdächtigem vom Holocaust-Mahnmal

Der Mann soll einen volksverhetzenden Text in das dortige Gästebuch geschrieben haben

 22.11.2024

Debatte

Theologen werfen Papst einseitige Sicht auf Nahost-Konflikt vor

Ein Schreiben von Papst Franziskus zum Nahost-Krieg enthalte einen »blinden Fleck im Denken«

 22.11.2024

Debatte

CDU-Ministerpräsident verurteilt Haftbefehl gegen Netanjahu

»Völlig ausgeschlossen, dass ein demokratisch gewählter Ministerpräsident aus Israel auf deutschem Boden verhaftet wird, weil er sein Land gegen Terroristen verteidigt«

 22.11.2024

CDU/CSU

Unionspolitiker: Verhaftung von Netanjahu auf deutschem Boden »unvorstellbar«

Die größte Oppositionsfraktion kritisiert die fehlende Haltung der Bundesregierung

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024