Nir Adar hat das Massaker am 7. Oktober im Kibbuz Nir Oz überlebt. Seine 85-jährige Großmutter Jaffa wurde an diesem Tag von Terroristen der Hamas in den Gazastreifen entführt. Sie wurde erst nach 49 Tagen wieder freigelassen. Ein weiteres Familienmitglied befindet sich noch immer in Geiselhaft.
Gemeinsam mit seiner Mutter Yael ist Nir Adar zum Solidaritäts-Empfang der Botschaft Israels am Mittwoch nach Berlin gekommen. Auch Millet Ben Haim war Ehrengast an diesem siebten Abend des Chanukkafestes. Die junge Frau ist Überlebende des Angriffs auf das Nova-Musikfestival, bei dem mehr als 260 Menschen brutal ermordet und zahlreiche entführt wurden.
Im Andenken an die Opfer des schlimmsten Massakers in der Geschichte Israels begann der Empfang mit einer Schweigeminute. Später sprachen Rabbiner Yitshak Ehrenberg und Yehuda Teichtal neben den Segenssprüchen für Chanukka auch Psalmen und Gebete für die verbliebenen Geiseln im Gazastreifen und für die Soldaten, die jetzt dort für deren Freilassung und die Sicherheit des jüdischen Staates kämpfen.
Geschichten von Wundern
Einige hundert Gäste waren der Einladung von Botschafter Ron Prosor und seiner Frau Hadas gefolgt, darunter Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst, Verlegerin Friede Springer und der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster.
In seiner Ansprache sagte der israelische Botschafter: »Die Geschichte von Chanukka, die Geschichte des Staates Israel und die Geschichte, die wir in diesen Tagen schreiben, all das sind Geschichten von Wundern. Wunder, die uns zeigen, dass man alleine viel, aber gemeinsam noch viel mehr erreichen kann.« Prosor erwähnte dabei die »Wunder der Gründung des Staates Israel als nationale Heimat des jüdischen Volkes und das Wiedererleben Deutschlands als liberales, demokratisches Land«.
In einer Videobotschaft dankte Staatspräsident Isaac Herzog für die Solidarität und dafür, dass Deutschland seit dem 7. Oktober mit Wort und Tat an der Seite Israels steht.
Wertvoll und wichtig
Minister Cem Özdemir betonte in seiner Rede, dass sich der Terrorismus der Hamas und der grassierende Antisemitismus zwar in erster Linie gegen Israel und gegen jüdisches Leben richte, doch zugleich auch gegen alles, was unter Menschlichkeit zu verstehen ist: »Wir sind nicht nur solidarisch mit Israel und Jüdinnen und Juden, sondern solidarisch mit allem, was uns wertvoll und was uns wichtig ist.«
Özdemir gehörte neben anderen Gästen aus Politik und Gesellschaft - allen voran Millet Ben Haim sowie Yael und Nir Adar - zu denen, die eine der sieben Kerzen am Chanukkaleuchter entzündeten.
Nir Adar sagte unserer Zeitung: »Dass wir gerade hier in Deutschland, mit der besonderen Geschichte, so viel Unterstützung erfahren, bedeutet uns sehr viel. Irgendwie schließt sich damit ein Kreis.« ddk