Darüber spekuliert wird schon seit Monaten, nun scheint es festzustehen: Der katholische Bischof von Basel, Kurt Koch, wird wohl Kurienkardinal im Vatikan und damit Nachfolger des aus Altersgründen abtretenden Deutschen Walter Kaspar. Man rechnet damit, dass der Papst die Ernennung verkünden wird, bevor er am 7. Juli seinen Sommerurlaub antritt. Koch würde damit im Kirchenstaat Leiter des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit unter den Christen. Dieses Amt beinhaltet auch die Beziehungen zum Judentum. Mit dem Judentum hat sich der heute 60-jährige ehemalige Theologieprofessor immer wieder befasst, auch im Rahmen seiner 15-jährigen Tätigkeit als Bischof von Basel. Mehrere Male traf er sich mit jüdischen Vertretern zum theologischen Gespräch, wo es allerdings eher um Auslegung als um einen Wettstreit der Religio- nen ging. Bischof Koch wog seine Worte gerade in diesen Begegnungen sehr gut ab, eine Eigenschaft, die ihn auszeichnet.
Streit Geboren wurde Koch in der Innerschweiz, und bei seiner Wahl zum Bischof galt er als progressiver und mutiger Theologe, mitunter wurde er sogar als »Hoffnungsträger« bezeichnet – eine Einschätzung, die Koch im Amt dann nicht bestä- tigte: Sein Kurs lag meist auf der Linie der offiziellen Vatikan-Meinung. Dafür verantwortlich ist möglicherweise auch ein jahrelanger Streit mit dem aus Bayern stammenden Pfarrer Franz Sabo. Der streitbare Sabo schaffte es mit andauernden Angriffen gegen den für ihn viel zu konservativen Bischof Koch, ein ganzes Dorf im Kanton Baselland hinter sich zu bringen. Als Koch Sabo den kirchlichen Lehrauftrag entzog, begann der Streit erst richtig zu eskalieren – zur Freude der Schweizer Medien, die gerne und oft über die innerkirchliche Schlammschlacht berichteten. Die Auseinandersetzung beschäftigte auch die Gerichte und endete erst viel später mit einer Versöhnung zwischen Koch und Sabo. Offensiv mischte sich Kurt Koch in die Diskussion ein, wie die Schweiz mit dem Islam umgehen sollte. Als katholischer Vertreter im Schweizer Rat der Religionen verurteilte er die Initiative zum Minarettverbot: Sie stelle eine »Symmetrie des Unrechtes« dar, die er nicht unterstützen könne.
In der auch in der Schweiz heiß diskutierten Frage, ob das Land ein Burka-Verbot anstreben soll, wie beispielsweise Belgien das möchte, nahmen die Schweizer Bischöfe um Koch jedoch eine andere Position ein: Sie sind für ein solches Verbot, die Totalverhüllung der Frau sei aus christlicher Sicht abzulehnen. Hier liegt ein Unterschied zum Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) vor, der das Burka-Verbot eindeutig ablehnt. Deutlicher äußerte sich Koch immer wieder zur Nahost-Politik. Doch auch diese Stellungnahmen waren eher von Vorsicht geprägt. Dabei hat Bischof Kurt Koch die Begeisterung für den jüdischen Staat ganz nahe vor Augen: Rolf Koch, der Bruder des neuen Kurienkardinals, ist seit Jahren ein führendes Mitglied der Gesellschaft Schweiz-Israel und gilt als einer der loyalsten Freunde, die Israel in der Alpenrepublik hat.