Nachruf

Letzte Überlebende der Weißen Rose ist tot 

Weiße-Rose-Denkmal in München Foto: imago images/Rolf Poss

Die letzte Überlebende der Widerstandsgruppe Weiße Rose, Traute Lafrenz, ist tot. Sie starb am 6. März im Alter von 103 Jahren im US-Bundesstaat South Carolina, wie die Weiße Rose Stiftung am Donnerstag mitteilte.

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»Sie war eine Mitwirkende, aber hat kein Heldentum gesucht, sie hat gehandelt, weil sie es für wichtig und notwendig hielt«, sagte die Vorsitzende der Stiftung, Hildegard Kronawitter, der Deutschen Presse-Agentur.

Lafrenz kam 1919 in Hamburg auf die Welt. 1939 begegnet sie in der Hansestadt mit Alexander Schmorell einem Mitbegründer der Widerstandsgruppe gegen das Nazi-Regime. Zwei Jahre später wechselt die Medizinstudentin an die Münchner Universität. In München lernt sie über Schmorell auf einem Konzert Hans Scholl kennen. »Die beiden waren den Sommer lang ein Paar«, sagte Kronawitter. »Sie blieben im Anschluss befreundet. Später wuchs Traute Lafrenz in den aktiven Widerstand hinein.« 

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Die Weiße Rose war aus einem Freundeskreis hervorgegangen. Scholl und Schmorell kannten sich vom Medizinstudium - und teilten ihre Ablehnung des NS-Regimes. Auch Gleichgesinnte wie Willi Graf, Christoph Probst, Sophie Scholl und der Musikwissenschaftler und Professor Kurt Huber schlossen sich an

Lafrenz übergab Flugblätter der Weißen Rose an Freunde in Hamburg. Auch nach Wien - zu Tante und Onkel - brachte die Studentin ein Flugblatt. Dort versuchte sie einen Vervielfältigungsapparat zu organisieren, was aber nicht gelang.

Nach der Verhaftung von Hans und Sophie Scholl im Februar 1943 fuhr Lafrenz nach Ulm und informierte die Eltern. »Die waren nicht verständigt worden«, sagte Kronawitter. Für Christoph Probst bereitete sie noch ein Gnadengesuch vor und ließ es von seiner Frau unterschreiben - doch als sie damit nach München zurückkehrte, waren die drei bereits ermordet. Im Anschluss nahm sie - als einzige außerhalb der Familie - an der Beerdigung von Hans und Sophie Scholl teil - für Kronawitter ein Zeichen großen Mutes und Empathie. »Denn natürlich wurden diese Beerdigungen überwacht.«

Im März 1943 wurde Lafrenz selbst festgenommen, im April angeklagt und wegen »Mitwisserschaft« zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Geschickt war es ihr laut Stiftung gelungen, die tatsächliche Mitwirkung zu verschleiern und lediglich als Mitwisserin dazustehen.

Nach ihrer Entlassung aus einem Münchner Gefängnis kehrte Lafrenz nach Hamburg zurück, kam dort nach Ermittlungen gegen den »Hamburger Zweig der Weißen Rose« erneut in Untersuchungshaft - und war in mehreren Gefängnissen in Hamburg, Cottbus, Leipzig und Bayreuth inhaftiert. Im April 1945 wurde sie von US-Truppen aus dem Zuchthaus Bayreuth befreit. 

1947 emigrierte sie in die USA. Dort arbeitete sie zunächst als Assistenzärztin im St. Joseph’s Krankenhaus in San Francisco, wie die die Zeitung »The Post and Courier« in einem Nachruf schreibt. 1948 habe sie ihren Kollegen Vernon Page geheiratet. Die beiden eröffneten demnach gemeinsam eine Arztpraxis in Hayfork im Bundesstaat Kalifornien. Später seien sie nach Evanston in Illinois gezogen, wo Lafrenz der Anthroposophischen Gesellschaft beigetreten sei. In den 1990ern war Lafrenz die Generalsekretärin der Anthroposophischen Gesellschaft in den USA, schreibt die Gesellschaft auf ihrer Webseite. Später wurde sie dem Nachruf zufolge Leiterin einer Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten. Sie sei mit ihrer Familie viel gereist. 1993 zog sie demnach mit ihrem Mann nach Charleston im Bundesstaat South Carolina. 

Zu ihrem 100. Geburtstag wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte damals dazu: »Traute Lafrenz Page gehörte zu den Wenigen, die angesichts der Verbrechen der Nationalsozialisten den Mut hatten, auf die Stimme ihres Gewissens zu hören und sich gegen die Diktatur und den Völkermord an den Juden aufzulehnen. Sie ist eine Heldin der Freiheit und der Menschlichkeit.«

Die Widerstandskämpferin war 2018 vom früheren »Spiegel«-Redakteur Claas Relotius interviewt worden. Nachdem der Fälscherskandal ans Licht kam, distanzierte sich gegenüber dem Magazin von dem Interview. Es handle sich an mehreren Stellen nicht um ihre Worte. 

Washington D.C.

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