Es geht also doch! Widerstand gegen die Feinde der offenen Gesellschaft ist möglich. Und er kostet nur wenige Euro und ein Lächeln an der Supermarktkasse.
Einziges Risiko dabei ist vielleicht ein veritabler Kater. Aber der Reihe nach: Als am vergangenen Wochenende einige Hundert Rechtsextreme zum »Schild und Schwert«-Festival – szeneintern deshalb gerne auch »SS-Festival« genannt – in der ostsächsischen 2300-Seelen-Gemeinde Ostritz in der Nähe von Görlitz zusammenkamen, saßen sie sprichwörtlich auf dem Trockenen. Erst verhängte die Polizei ein Alkoholverbot und konfiszierte 4200 Liter Bier.
Supermarkt Dann aber sorgten die Bewohner selbst dafür, dass die Rechtsextremen garantiert nichts zu trinken finden und kauften die gesamten Biervorräte des lokalen Supermarkts auf. Ohne Sprit nichts los, dachten sich wohl nicht wenige der angereisten Neonazis und machten sich vorzeitig wieder auf den Heimweg.
Durch ihre Aktion wollten die Ostritzer zeigen, dass sie mit dem braunen Musikspektakel in ihrer Gemeinde ganz und gar nicht einverstanden sind. »Eine tolle und zugleich innovative Aktion«, freut sich auch Sachsens Landesrabbiner Zsolt Balla.
»Aber vor allem war sie klug. Denn unseren Widerstand betrachten die Gegner der Demokratie allzu oft als eine Legitimation für ihr Handeln. Genau das konnte in Ostritz aber nicht funktionieren.«
Gesellschaft Zudem setzte das Dorf damit ein Zeichen – angesichts des dröhnenden Schweigens derzeit, das in weiten Teilen der Gesellschaft zu vernehmen ist, eine willkommene Abwechslung.
Denn kaum ein Tag vergeht, an dem nicht von Übergriffen auf Juden in Deutschland zu hören ist. Reaktionen jenseits der verbalen »Harte Kante«- und »Kein Fussbreit dem Judenhassern«-Appelle? Fehlanzeige! Dann lieber Trinken gegen die Neonazis und Islamisten.
Der Autor ist Journalist in Tel Aviv und Berlin.