Meinung

Lasst sie zurückrudern!

Das Selbstverständliche vorneweg: Die Ruderin des Deutschlandachters, Nadja Drygalla, die wegen ihres rechtsextremen Freundes das Olympische Dorf in London verlassen hat, sitzt nicht im Gefängnis. Ihr droht keine »Sippenhaft«, wie es beinah überall heißt, sondern es geht um Haftung, also um die Frage, ob auch sie Verantwortung trägt für ihr privates Umfeld. Ihr Freund Michael Fischer ist oder war in Nazikreisen aktiv – nicht nur in der NPD, aus der er jetzt austrat.

Aber: Nadja Drygalla hat sich, wie glaubwürdig sei dahingestellt, vom Rechtsextremismus distanziert. Von ihr selbst sind auch keine entsprechenden Äußerungen bekannt. Darüber hinaus sagt sie, ihr Freund habe mit dem Rechtsextremismus gebrochen, und daran habe sie selbst großen Anteil. Das – vorausgesetzt, es ist die Wahrheit – spricht für sie. Wie auch dies: dass nämlich Gesinnungstests, bei denen man sich von diesem oder jenem distanzieren muss, von Übel sind.

Moral Wesentlich mehr spricht allerdings nicht für die 23-jährige Frau, die übrigens, anders als ihr Rostocker Vereinsvorsitzender glaubt, kein »junges Mädchen« ist. Auch nicht, dass sie selbst sich politisch nicht geäußert hat. Denn wenn Nazis agieren, geht es nicht um irgendwelche politischen Meinungen.

Da muss man auch nicht auf die öffentlichen Gelder verweisen, die in Drygallas Sportförderung und mittlerweile abgebrochene Polizeiausbildung geflossen sind. Es ist schlicht eine Frage der Moral, eine Frage der Menschlichkeit, gegen diese Parolen einzutreten. Und Frau Drygalla hat das nicht getan. Sie hat hautnah erlebt und, wie die Fakten liegen, toleriert, dass Fischer beispielsweise im März eine Gedenkkundgebung für Mehmet Turgut, ein Rostocker Mordopfer des NSU, gestört hat.

Der falsche Begriff von der »Sippenhaft« zeigt eine schiefe Wahrnehmung des Skandals auf: als drohe der jungen Frau etwas Juristisches – Haft oder Berufsverbot. Dabei geht es doch um die Verantwortung, die jeder Mensch hat. Irgendjemanden hier ausnehmen zu wollen, weil man ihn – nach der schlimmen Parole, Sport habe mit Politik nichts zu tun – faktisch entmündigt, heißt, nichts begriffen zu haben. Bei Nadja Drygalla gilt, was überall, was bei allen Sportlern gelten muss: Nehmt sie ernst! Schwätzt nicht dumm daher, sie rudere doch nur! Und erinnert sie an ihr Bekenntnis, sie habe mit Nazis nichts zu schaffen!

München

Bayerns Ministerpräsident Söder übt scharfe Kritik am Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu

»Das Gericht hat sich massiv selbst beschädigt«, betont der CSU-Politiker - und gab eine klare Antwort auf die Frage, ob Netanjahu auf deutschem Boden verhaftet werden sollte

 24.11.2024

Gemeinden

Blick auf ein besonderes Jahr

Die Ratsversammlung des Zentralrats der Juden tagte in München. Für große Begeisterung im Saal sorgte die Rede des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder

von Katrin Richter  24.11.2024

Vereinte Arabische Emirate

Chabad-Rabbiner in Dubai vermisst

Berichten zufolge könnte der Rabbiner durch den Iran entführt oder ermordet worden sein

 24.11.2024

Kriminalität

»Schwachkopf«-Post zu Habeck: Jetzt melden sich die Ermittler zu Wort

Ein Mann soll Wirtschaftsminister Habeck im Netz beleidigt haben. Dass dann die Polizei zu Besuch kam, sorgte nicht nur im Umfeld des Vizekanzlers für Verwunderung. Die Ermittler liefern Erklärungen

von Frederick Mersi  22.11.2024

Antisemitismus

Polizei sucht nach Tatverdächtigem vom Holocaust-Mahnmal

Der Mann soll einen volksverhetzenden Text in das dortige Gästebuch geschrieben haben

 22.11.2024

Debatte

Theologen werfen Papst einseitige Sicht auf Nahost-Konflikt vor

Ein Schreiben von Papst Franziskus zum Nahost-Krieg enthalte einen »blinden Fleck im Denken«

 22.11.2024

Debatte

CDU-Ministerpräsident verurteilt Haftbefehl gegen Netanjahu

»Völlig ausgeschlossen, dass ein demokratisch gewählter Ministerpräsident aus Israel auf deutschem Boden verhaftet wird, weil er sein Land gegen Terroristen verteidigt«

 22.11.2024

CDU/CSU

Unionspolitiker: Verhaftung von Netanjahu auf deutschem Boden »unvorstellbar«

Die größte Oppositionsfraktion kritisiert die fehlende Haltung der Bundesregierung

 22.11.2024

Den Haag

Der Bankrott des Internationalen Strafgerichtshofs

Dem ICC und Chefankläger Karim Khan sind im politischen und juristischen Kampf gegen Israel jedes Mittel recht - selbst wenn es unrecht ist. Ein Kommentar

von Daniel Neumann  22.11.2024