Mit Masken auf dem Gesicht und Wut im Bauch demonstrierten Hunderte von Menschen an dem Ort nahe dem Gazastreifen, an dem Gilad Schalit vor genau fünf Jahren von der Hamas entführt wurde. »Wir sind alle Gilad«, riefen sie aus Solidarität und streiften das papierne Konterfei des jungen Soldaten über, von dem es vor fast zwei Jahren das letzte Lebenszeichen gab.
Tagtäglich sitzen seine Eltern seitdem in einem Protestzelt vor der Residenz des Premierministers Benjamin Netanjahu in Jerusalem. Zwar gibt es in regelmäßigen Abständen Schlagzeilen, dass Bewegung in die Verhandlungen zwischen Hamas und Israel um den Gefangenenaustausch gekommen sei, doch so plötzlich sie auftauchen, so plötzlich sind sie auch wieder weg.
Inaktiv »Genug der netten Worte«, verkündete die Familie Schalit vor Kurzem. Zum fünften Jahrestag der Entführung ketteten sich die Eltern und Bruder Joel an die Residenz des Premiers. Vater Noam sagte, »dass Netanjahu kein Recht hat, das Todesurteil für meinen Sohn zu unterzeichnen«. Er spielt auf die Inaktivität des Regierungschefs an.
In einer jüngsten Umfrage erklärten sich 63 Prozent der Israelis zum Deal mit der Hamas bereit. Es geht um etwa 1.000 Häftlinge, die für Schalit freigelassen werden sollen – darunter auch solche »mit Blut an den Händen«. Angeblich sind sich darüber beide Seiten einig, doch Jerusalem verlangt, dass Terroristen, die für den Tod von Israelis verantwortlich sind, in Drittländer abgeschoben werden. Die Hamas-Führung indes will, dass auch diese Gefangenen nach Gaza oder ins Westjordanland zurückkehren dürfen.
Unterstützung erhalten die Schalits auch von prominenter Seite. Jüngst begaben sich Stars aus Showbiz, Sport und Politik für 24 Stunden symbolisch in »Einzelhaft« in ein düsteres Zimmer. Darunter Schauspieler Gila Almagor und der ehemalige Chef des Inlandsgeheimdienstes, Ami Ayalon. Bei der Kundgebung lasen die Demonstranten auch einen Brief von Gilads Großvater vor: »Mein lieber Enkel verrottet in einem Hamas-Keller wie ein Krimineller«, schrieb er, »dabei hat er nichts verbrochen.« Weiter heißt es dort, dass Verteidigungsminister Ehud Barak ihm versichert habe, er sei für einen Austausch, Netanjahu indes dagegen.