Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat sich für die Entfernung und Zerstörung der »Judensau« an der Fassade der evangelischen Stadtkirche Wittenberg ausgesprochen.
»Man sollte sie nicht nur entfernen, sondern radikal vernichten, zerstören und kaputt machen«, sagte Meister am Sonntagabend in der Marktkirche in Hannover. Dies sei der richtige Umgang mit einer fehlgeleiteten, vernichtenden Ästhetik. Meister reagierte damit auf den Vorschlag des Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, derartige Skulpturen ins Museum zu stellen.
Beide diskutierten am Vorabend des Reformationstages bei der Veranstaltung »Was gesagt werden muss. Judentum und Reformation«.
Der Wittenberger Gemeindekirchenrat hatte in der vergangenen Woche nach jahrelangem Streit beschlossen, dass die judenfeindliche Schmähplastik aus dem Mittelalter an Martin Luthers Predigtkirche nicht entfernt werden, sondern als Mahnstätte und Lernort erhalten bleiben soll. »Als wenn wir sonst nicht genug Lernorte hätten«, kommentierte Meister diese Entscheidung.
Der leitende Theologe sagte, er habe seinerzeit die Bemühungen um eine Kontextualisierung der Wittenberger »Judensau« inklusive einer erklärenden, distanzierenden Texttafel für »sehr plausibel« gehalten.
Inzwischen habe er seine Meinung aber geändert: »Ich habe mit vielen Jüdinnen und Juden gesprochen, die das Relief weiterhin unerträglich finden.« epd