Judenhass-Skandal

Kritiker werfen Albanese »Bilderbuch-Antisemitismus« vor

Francesca Albanese ist UN-Sonderberichterstatterin über die Lage der Menschenrechte in den besetzten palästinensischen Gebieten Foto: picture alliance/KEYSTONE

Die UNO-Sonderberichterstatterin für die palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, verbreitet seit ihrer Ernennung am 1. Mai 2022 Verschwörungstheorien über Israel.

Nun sorgte sie zum wiederholten Mal für Empörung, als sie Parallelen zwischen Benjamin Netanjahu, dem gewählten Regierungschef des demokratischen Staates Israel, und Adolf Hitler zog. Auch setzte sie Mitglieder des Kongresses in Washington D.C. mit Nazis gleich.

Nach der jüngsten Rede Netanjahus vor beiden Kammern des Kongresses teilte sie auf der Plattform X einen Post, in dem er bildlich mit Hitler verglichen wird und der mit den Worten »Geschichte wiederholt sich« versehen wurde. Dazu schrieb Albanese: »Genau dies habe ich heute auch gedacht.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Institutionelle Tiraden«

Der Post mitsamt ihrem Kommentar wurde vom israelischen Außenministerium aufgegriffen. Albanese sei »nicht mehr zu retten«, hieß es dort. »Wieder einmal verbreitet sie abscheulichen Hass und missbraucht die Erinnerung an den Holocaust. Es ist unvorstellbar, dass
sie immer noch die Erlaubnis hat, die UNO als Schutzschild zu benutzen, um Antisemitismus zu verbreiten.«

Auch darauf regierte die UNO-Sonderberichterstatterin: »Die Erinnerung an den Holocaust bleibt intakt und heilig, dank Menschen mit Gewissen weltweit«, schrieb sie. »Institutionelle Tiraden und Ausbrüche selektiver moralischer Empörung werden den Kurs der Gerechtigkeit, der endlich in Gang gekommen ist, nicht aufhalten.«

Ihre antisemitischen Eingaben sorgten nun erneut für wütende Reaktionen. »Es ist nicht nur empörend, sondern grundsätzlich inakzeptabel, einen demokratisch gewählten Regierungschef mit einem Diktator wie Adolf Hitler zu vergleichen«, erklärte der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, auf Anfrage.

»Mord als Widerstand bezeichnet«

»Noch dazu sind solche Aussagen für eine relevante Repräsentantin der Vereinten Nationen völlig unangemessen«, so Klein. »Erst recht verbietet sich ein solcher Vergleich, wenn der Gescholtene selbst Jude ist, denn es werden dadurch auch die Millionen Opfer des Holocaust verhöhnt. Ein solch polemischer Vergleich schadet dem politischen Diskurs, verstärkt Polarisierung und steht damit den Zielen der Vereinten Nationen diametral entgegen.«

»Francesca Albanese hat bereits in der Vergangenheit mehrfach den antisemitischen Terror der Hamas verharmlost und den tausendfachen Mord an Jüdinnen und Juden als legitimen Widerstand bezeichnet. Auch hat sie zuvor bereits Israel dämonisiert und damit antisemitische Narrative bedient«, erklärte Klein.

Remko Leemhuis, der Direktor des AJC Berlin, forderte gegenüber der Jüdischen Allgemeinen die Entlassung der UNO-Sonderbeauftragten. »Francesca Albanese war nie für diese Aufgabe geeignet. Bereits vor ihrer Nominierung gab es zahlreiche antisemitische Äußerungen. Diese haben sich seit dem 7. Oktober gehäuft, einschließlich der Leugnung des antisemitischen Charakters der Hamas-Attacke.«

»Die Dame ist untragbar«

»Dass sie nun den israelischen Ministerpräsidenten und die Mitglieder des US-Kongresses mit Nazis gleichsetzt, ist zwar selbst für sie ein neuer Tiefpunkt, aber eben auch kaum überraschend«, so Leemhuis. »Wir haben bereits im vergangenen Jahr ihre Absetzung gefordert. Wir hoffen, dass die Bundesregierung sich nun dieser Sache annimmt und ihr politisches Gewicht nutzt, um diesem Treiben ein Ende zu setzen.«

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Mit dieser Ansicht in Remko Leemhuis nicht allein. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Volker Beck, nahm ebenfalls Stellung: »Man muss kein Netanjahu-Fan sein. Halb Israel ist es definitiv nicht. Aber das ist Bilderbuch-Antisemitismus, was Albanese da macht.«

»Diese Frau setzt nicht nur Netanjahu mit Hitler gleich, sondern auch jubelnde Nazis mit dem amerikanischen Kongress«, sagte Beck. »Die USA sollten ihre Zahlungen an die UNO einfrieren, bis Generalsekretär António Guterres Frau Albanese entlassen hat. Deutschland sollte auch initiativ werden. Die Dame ist untragbar.«

»Antwort auf Unterdrückung«

Der ehemalige Grünen-Politiker Volker Beck fügte hinzu, er habe gestern »auch brieflich« seine Parteifreundin Bundesaußenministerin Annalena Baerbock gebeten, bei der UNO »entsprechend vorstellig« zu werden.

Francesca Albaneses Einlassungen hatten auch im Februar, vier Monate nach den Massakern des palästinensischen Terrors im Süden Israels am 7. Oktober 2023, für Empörung gesorgt. Damals widersprach sie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der erklärt hatte, es habe sich um das »größte antisemitische Massaker unseres Jahrhunderts« gehandelt.

Albaneses Antwort: »Nein, Herr Macron. Die Opfer des 7. Oktober wurden nicht aufgrund ihres Judentums getötet, sondern als Antwort auf Israels Unterdrückung.« Ihr wurde vorgeworfen, das Massaker an Israelis zu rechtfertigen.

»Jüdische Lobby«

Eine Entlassung von Francesca Albanese wird auch außerhalb der Bundesrepublik gefordert, was nicht nur, aber auch mit ihren jüngsten, antisemitischen Entgleisungen zu tun hat.

»Francesca Albanese vergleicht Israels Premierminister mit Hitler«, erklärte Hillel Neuer von der in Genf beheimateten Nichtregierungsorganisation UN Watch in den sozialen Medien. »Sie glaubt, ›die jüdische Lobby‹ kontrolliere Amerika, die BBC habe ›die israelische Lobby in Ihren Adern‹ und die Hamas habe ein ›Recht auf Widerstand‹. Wir rufen alle Demokratien auf, ihre sofortige Absetzung zu fordern.«

Meinung

Die Schweizer Sozialdemokraten und ihr radikaler Mittelweg

Die SP versteckt sich hinter widersprüchlichen und israelkritischen Resolutionen

von Nicole Dreyfus  29.10.2024

Libanon

Acht UN-Soldaten bei Raketenbeschuss leicht verletzt

Die UN schreiben den Angriff der Hisbollah zu

 29.10.2024

Berlin

Studentin für israelfeindliche Flugblätter verurteilt

Die Studentin wurde zudem des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte für schuldig gesprochen

 29.10.2024

Meinung

Djamshid Sharmahd hätte gerettet werden können

Warum die Bundesregierung eine Mitverantwortung für den Tod des Oppositionellen trägt

von Saba Farzan  29.10.2024

Geiseln

Netanjahu dementiert Vorschlag für Geisel-Abkommen

Ein ägyptischer Vorschlag für einen Geiseldeal existiert wohl doch nicht

 29.10.2024

Berlin

Klein: Antisemitismus an Schulen und im Internet bekämpfen

Klein und Friedman kritisierten mangelnde Anteilnahme in Deutschland mit dem Leid der Opfer des Terroranschlags

 29.10.2024

Antisemitismus

Publizist Friedman: Worte Erdogans sorgen für Judenhass-Anstieg

Für Michel Friedman ist der türkische Präsident mitverantwortlich für wachsenden Antisemitismus

 29.10.2024

Staatsanwaltschaft Stuttgart

Anklage wegen Anschlagsplänen auf Synagoge in Heidelberg

Zwei junge Männer tauschen sich in Chats über mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Heidelberg und Frankfurt am Main aus

 29.10.2024

Hannover

Erneut Vandalismus an NS-Gedenkstätte Ahlem

Unbekannte haben am Sonntagabend mehrere Tafeln an der sogenannten »Wand der Namen« beschädigt oder ganz herausgerissen

 29.10.2024