Bayern

Kritik ist kein »Boykottaufruf«

Klemens Gsell Foto: dpa

Das vorläufig letzte Urteil ist gesprochen. In der vergangenen Woche hat auch das Verwaltungsgericht Ansbach entschieden, dass Warnungen vor dem Film Wir weigern uns, Feinde zu sein, der den Nahostkonflikt behandelt und in deutschen Schulen zu sehen sein soll, rechtens sind.

Die Filmemacher Stefanie Landgraf und Johannes Gulde hatten den dritten Bürgermeister der Stadt Nürnberg, Klemens Gsell (CSU), verklagt, weil der brieflich den städtischen Schulen abgeraten hatte, den Film zu verwenden. Dies, heißt es im Urteil des VG Ansbach, sei kein »Boykottaufruf«, sondern es falle explizit »in den Aufgabenbereich des dritten Bürgermeisters«.

Meinungsfreiheit Gsell hatte seinen abratenden Brief geschrieben, nachdem der Nürnberger Pfarrer Hansjürgen Kitzinger dem Film Antisemitismus vorgeworfen hatte. Auch dagegen hatten die Filmemacher geklagt, doch schon Anfang Februar dieses Jahres hatte das Landgericht Nürnberg-Fürth die Klage mit Hinweis auf die Meinungsfreiheit nach Artikel 5 Grundgesetz abgewiesen.

Der Film, um den es geht, hat den Untertitel »Den Nahost-Konflikt verstehen lernen – Deutsche Jugendliche begegnen Israelis und Palästinensern«. Es ist, wie es auf der Website der Produktionsfirma Terra Media aus München heißt, der filmische Bericht »einer einzigartigen Begegnungsreise durch die Krisenregion im Nahen Osten«.

förderung An dem Film, der für die Verwendung im Schulunterricht vorgesehen ist und der unter anderem von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern und dem Auswärtigen Amt gefördert wurde, hatte sich Kritik entzündet. Hansjürgen Kitzinger kritisierte, dass der Staat Israel dämonisiert und delegitimiert werde, und der frühere bayerische Landesbischof Johannes Friedrich nannte den Film »nicht objektiv«, einigen Passagen könne er »keinesfalls zustimmen«.

Auch die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg hatte sich mit ihrem Vorsitzenden Arno Hamburger in die Diskussion eingeschaltet. Der 90-jährige Hamburger nannte den Film ein »verheerendes Machwerk«.

zionistisches gebilde Unterstützung hatten die Filmemacher nicht nur in linken Medien erfahren. Auch das rechtsextremistische Portal freies-netz-sued.net lobte, dass in diesem »Aufklärungsfilm über die zionistische Terrorpolitik« ausgewogen »sowohl die leidtragenden Palästinenser als auch Vertreter des zionistischen Gebildes im Nahen Osten zu Wort« kämen.

Nachdem ihre Klage gegen Klemens Gsell abgelehnt wurde, steht den Filmemachern die Möglichkeit der Revision zu. Die Produktionsfirma Terra Media bringt den Film nun unter dem neuen Titel Liebe Grüße aus Nahost als Kinofilm heraus. ja

Weiden

Muslimischer Prediger rief zur Tötung von Juden auf – Bewährungsstrafe

Neben der Freiheitsstrafe auf Bewährung wurde dem Mann eine Geldstrafe auferlegt

 13.12.2024

Israel

TV-Bericht: Netanjahu wurde vor dem 7. Oktober von zwei Seiten vor Angriff gewarnt

Im Krankenhaus soll der Ministerpräsident auf die Bedrohung angesprochen worden sein. Sein Büro spricht von »Verleumdung und Lügen«

 13.12.2024

Nahost

Acht Hamas-Mitglieder in Gaza getötet

Zu den Terroristen gehört ein Mann, der am Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel beteiligt war

 13.12.2024

Berlin/Jerusalem/Tel Aviv

60 Jahre diplomatische Beziehungen: Deutsch-israelischer Buchmesse-Pavillion abgesagt

Regierungsbeamte in Israel sind enttäuscht. Die Bundesregierung sieht die Sache anders

 13.12.2024 Aktualisiert

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Berlin

Roth: Israelische Angriffe auf syrische Waffenlager verständlich

Israels Luftwaffe bombardiert seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad massiv militärische Einrichtungen in Syrien. Der SPD-Politiker zeigt dafür zum Teil Verständnis

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Baden-Württemberg

Nach antisemitischen Anfeindungen: Innenminister will Pfarrer schützen

Ein evangelischer Pastor in Langenau bei Ulm wird seit Monaten wegen seiner Kritik an den Hamas-Massakern angefeindet

 12.12.2024

Berlin

Was die Bundesregierung gegen Antisemitismus tun will

Mehr Beauftragte, mehr Programme - und trotzdem mehr Judenhass. Der neue Bericht der Bundesregierung zeigt Fortschritte und Lücken bei der Bekämpfung von Antisemitismus auf. Eine Bilanz der vergangenen vier Jahre

 12.12.2024