Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, kritisiert die Haltung der Bundesregierung zu Israel und zum Iran. In einem Gastbeitrag für die »Bild«-Zeitung vom Freitag bezieht er sich auf das Abstimmungsverhalten Deutschlands bei den Vereinten Nationen: »Letztes Jahr waren die Juden auf der ganzen Welt schockiert, als Deutschland dem üblichen Chor bei den Vereinten Nationen beitrat: Deutschland stimmte 13 Mal dafür, Israel zu verurteilen. Aber nur einmal dafür, den Iran, den größten Terror-Sponsor der Welt, zu verurteilen.« Das seien 13 Stimmen gegen Israel, die einzige Demokratie im Nahen Osten, aber nur eine gegen den Iran, eine »theokratische Diktatur«.
Verurteilung Als »noch verstörender« bezeichnet es Lauder, »dass Christoph Heusgen, der Ständige Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen, gegen ein Waffenembargo des Sicherheitsrats gegen den Iran stimmte und für ein Waffenembargo des Menschenrechtsrats gegen Israel.«
Auch 2019 habe sich Deutschlands Vertretung bei der UNO ähnlich verhalten: »Deutschland stimmte 15 Mal zugunsten einer Verurteilung Israels und, auch hier, nur einmal gegen den Iran.«
Angesichts derartiger Abstimmungen bei den Vereinten Nationen könne man »den Eindruck gewinnen, der kaltblütige Mord an den meisten Juden auf dem europäischen Kontinent sei plötzlich verjährt«. Zudem unterhalte Deutschland seit Langem »tiefgreifende wirtschaftliche Verbindungen zum Iran«, ergänzte Lauder - also zu »einem Land, das immer wieder verspricht, Israel zu zerstören und somit die Arbeit zu vollenden, die Deutschland in den 1940er-Jahren begonnen, aber nicht abgeschlossen hat«.
Giftgas Deutschland sei der größte europäische Handelspartner des Iran, der laut Medienberichten zusammen mit Syrien ein Programm zur chemischen Kriegsführung entwickeln wolle - und das auch mit Technologie aus Deutschland. Lauder mahnte daher: »Wenn es irgendein Land gibt, das nichts mit gegen Menschen eingesetztem Giftgas zu tun haben sollte, dann ja wohl Deutschland.«
Seit 1949 habe sich »kaum ein Land ehrlicher als Deutschland mit seiner Vergangenheit auseinandergesetzt«. Er könne daher nur hoffen, dass die nächste Regierung »das durchgehend konsequente Vorgehen und die vorbildliche Haltung früherer deutscher Spitzenpolitiker fortführen wird. Und falls einige deutsche Spitzenpolitiker sie vergessen haben sollten, hoffe ich, dass sich die Deutschen daran erinnern.« kna