Für Juden in Österreich war die vergangene Woche keine gute. Nicht zuletzt, weil bekannt wurde, dass der für Tierschutz verantwortliche FPÖ-Landesrat, Gottfried Waldhäusl, die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass künftig für das gesetzlich geregelte Schächten von Tieren eine Reihe von zusätzlichen Voraussetzungen in Kraft treten sollte: namentliche Registrierung der Endabnehmer sowie Ermittlung des tatsächlichen Bedarfs. Dazu müssten Juden nachweisen, dass sie tatsächlich die Kaschrut einhalten.
Innerhalb kurzer Zeit wurde diese unerhörte Verlautbarung auch international massiv kritisiert. Inzwischen versichert die Kanzlerpartei ÖVP, dass die Pläne für das Bundesland Niederösterreich, die, wie sich herausstellte, bereits vom sozialdemokratischen Vorgänger erstellt wurden, nicht umgesetzt würden.
perfide Die Tatsache aber, dass sich Politiker anmaßen, behördliche Listen mit Juden einführen zu wollen, ist schon ungeheuerlich genug, und der Vorschlag, die Einhaltung der Speisegesetze der aufgelisteten Juden zu erfassen, ist perfide.
Aber es passt durchaus zur FPÖ Niederösterreich, die schon lange für ein komplettes Schächtverbot eintritt. Wenig überraschend auch, dass die linkspopulistische »Liste Pilz« Waldhäusl kritisierte, das gehe nicht weit genug. Von den noblen Streitern für Tierschutz und gegen einen »archaischen religiösen Ritus« empört sich interessanterweise kaum jemand über einen Discounterpreis von vier Euro für ein Kilogramm Schweinefleisch.
Unterkriegen lassen sich Österreichs Juden von den Ereignissen der letzten Woche, die in einem tätlichen Übergriff gegen drei Juden kulminierten, nicht. Die IKG Wien gibt sich zu Recht kämpferisch. Und trotzdem bleibt ob der immer wiederkehrenden Schwierigkeiten des jüdischen Exils, die uns gerade in den Tagen vor Tischa beAw vor Augen geführt wurden, wenn der Zerstörung des Tempels und der Vertreibung in die Diaspora gedacht wird, ein ungutes Gefühl zurück.
Der Autor ist Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.