Interview

»Kooperation nützt beiden Seiten«

Guido Westerwelle über die Beziehungen der EU zu Israel und die neue Runde der Nahost-Friedensgespräche

von Detlef David Kauschke  12.08.2013 20:50 Uhr

Bundesaußenminister Guido Westerwelle Foto: dpa

Guido Westerwelle über die Beziehungen der EU zu Israel und die neue Runde der Nahost-Friedensgespräche

von Detlef David Kauschke  12.08.2013 20:50 Uhr

Herr Minister, die Leitlinien der Europäischen Union zu Förderprogrammen für Israel sind in Jerusalem auf Kritik gestoßen. Konnten Sie der israelischen Regierung, die eine »Klärung« der Frage wünschte, die Position Brüssels und Berlins deutlich machen?
Ich habe dafür geworben, dass jetzt konstruktive direkte Gespräche zwischen der israelischen Regierung und der EU-Kommission stattfinden, um pragmatische Lösungen zu finden. Die EU-Kommission hat dafür in dieser Woche Vertreter nach Israel entsandt.

Eine Klärung schien nötig, denn der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Philipp Mißfelder, hatte unlängst noch erklärt, die Bundesregierung habe sich von den Leitlinien distanziert. Ein Missverständnis?
Deutschland möchte, dass die EU die intensive Zusammenarbeit im Forschungsbereich mit Israel fortsetzt. Die Kommission sagt, dass ihre Leitlinien sich im Rahmen des Beschlusses der EU-Außenminister von Dezember 2012 bewegen und der völkerrechtlichen Haltung aller EU-Staaten entsprechen. Eine konstruktive Einigung sollte also möglich sein.

Wie bewerten Sie die Aussage des Wirtschaftsministers Naftali Bennett, Parteivorsitzender von »Das Jüdische Haus«, der ein Ende der Kooperation mit der Europäischen Union fordert?
Israel und die EU sind enge Partner auch in der Spitzenforschung. Wir haben durch Zusammenarbeit beide viel zu gewinnen. Das letzte gemeinsame Forschungsprogramm zwischen Israel und der EU hatte ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro. Es liegt in beiderseitigem Interesse, diese Kooperation fortzusetzen.

Wird sich Israel an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation »Horizon 2020« – wie geplant – beteiligen?
Ich würde mir das wünschen. Universitäten und Forschungsinstitute in Europa und in Israel brauchen diese Unterstützung, damit ihre Zusammenarbeit auch in Zukunft Erfolg haben kann. Es ist eine Kooperation, die beiden Seiten nützt und fortgesetzt werden sollte.

Im Mittelpunkt Ihres Besuches am Sonntag und Montag in Israel stand die Wiederaufnahme der direkten israelisch-palästinensischen Friedensgespräche. Welche Chance räumen Sie diesen Gesprächen ein?
Die Wiederaufnahme der direkten Gespräche birgt endlich wieder die Chance auf konkrete Fortschritte auf dem Weg hin zu einer Zweistaatenlösung. Eine solche Lösung ist aus unserer Sicht notwendig, um dauerhaften Frieden und Sicherheit für Israel zu erreichen. Und sie ist möglich, wenn es gelingt, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und beide Seiten mit der nötigen Kompromissbereitschaft an die Gespräche herangehen. Deutschland ist bereit, diesen Verhandlungsprozess in jeder sinnvollen Weise zu unterstützen.

Das Interview mit dem Bundesaußenminister führte Detlef David Kauschke.

Libanon

Parlament wählt Armeechef zum Staatspräsidenten

Es hat 13 Versuche gebraucht, nun gibt es endlich einen neuen Präsidenten. Die Hoffnungen auf einen Umschwung im Land sind groß

 09.01.2025

Verstorben

SPD-Politiker und Israel-Botschafter Rudolf Dreßler gestorben

Die SPD nimmt Abschied von Rudolf Dreßler. Der Wuppertaler war Abgeordneter, Fraktionsvize und Botschafter in Israel. Auch für die eigene Partei fand er bei Bedarf klare Wort

 09.01.2025

Menlo Park

Faktenchecker adé: Meta öffnet die Schleusen

Mark Zuckerberg kündigt die Abkehr vom bisherigen Moderationsmodell bei Facebook, Instagram und Threads an. Und das ist längst nicht alles

von Andrej Sokolow, Luzia Geier  09.01.2025

Berlin

Journalistin in Kreuzberg antisemitisch beschimpft und attackiert

Das Opfer berichtet regelmäßig für das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA)

 09.01.2025

Austin (Texas)

Wie Elon Musk in Europa Politik macht

Der Milliardär verbringt viel Zeit damit, die politische Stimmung in Europa zu beeinflussen. Vor allem Großbritannien hat er im Visier und Deutschland vor der Bundestagswahl. Aber warum?

von Andrej Sokolow, Jan Mies  09.01.2025

Auszeichnung

Israelischer Präsident ehrt SPD-Politikerin Brigitte Zypries

Für ihren Einsatz für die deutsch-israelischen Beziehungen und gegen Antisemitismus ist SPD-Politikerin Brigitte Zypries mit der Ehrenmedaille des israelischen Präsidenten ausgezeichnet worden

 09.01.2025

AfD

Wehe den Juden

Die rechtsextreme Partei geriert sich als Garant jüdischen Lebens in Deutschland. In Wahrheit gefährdet sie es

von Joshua Schultheis  09.01.2025

Meinung

Al-Dschasira abschalten

Der von Katar finanzierte Sender verbreitet auch in Deutschland Hamas-Propaganda. Mit Pressefreiheit hat das nichts zu tun

von Sabina Wolf  09.01.2025

Berlin

Schuster: Massendemos gegen AfD blieben ohne langfristige Wirkung

Vor einem Jahr gingen Hunderttausende gegen die in Teilen rechtsextreme Partei auf die Straße, in Umfragen legt sie trotzdem zu

 09.01.2025