Köln ist eine liebenswerte Stadt. Offen, tolerant, geschichtsbewusst. Und da sie die älteste jüdische Gemeinde des Landes beherbergt, wird seit Jahren ein »Haus und Museum der jüdischen Kultur« gefordert. Das Konzept, das seit Langem vorliegt, sieht eine archäologische Zone vor: einen unterirdischen Spaziergang, der durch 2.000 Jahre Geschichte vom Dom zum nahen Rathaus führt. Zugleich spiegeln sich in den Fundamenten weit über tausend Jahre jüdischen Schicksals.
Mikwe Wichtigster Förderer war der plötzlich im Jahr 2000 verstorbene CDU-Oberbürgermeister Harry Blum. Er war fasziniert von der Vorstellung, dass der Besuch im Kölner Untergrund quer durch das historische Judenviertel führt, um, gleich neben der mittelalterlichen Mikwe, im lichten Bau eines Hauses der jüdischen Kultur von heute zu enden. Leider setzte Gezänk ein, getragen nicht zuletzt von der CDU-Fraktion im Kölner Rat.
Die bemühte auch gleich allerlei jüdische Einrichtungen, die angeblich die ablehnende Haltung der Kölner CDU teilten. Peinlich nur, dass die Zitierten eben das genau nicht tun. Richtigstellung und Entschuldigung folgten, doch eine bessere Einsicht nicht. Der Rat der Stadt beschloss soeben gegen die Stimmen der CDU, das Projekt im Prinzip zu billigen: Nur darüber, was das »jüdische Museum« konkret darstellen soll, herrscht Unklarheit. Und so wächst die Gefahr, dass der Traum vom lebendigen Kultur- und Begegnungszentrum vor dem Aus steht.
Der Autor ist Publizist und Filmemacher in Köln.