Debatte

Klein gegen Wittenberg als Ort für Jugendwerk

Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus Foto: picture alliance/dpa

Debatte

Klein gegen Wittenberg als Ort für Jugendwerk

Zuerst müsse die antisemitische »Judensau« in der Lutherstadt entfernt werden, so der Antisemitismusbeauftragte

 02.08.2023 13:52 Uhr

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hält die Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt für ungeeignet als Standort des neuen deutsch-israelischen Jugendwerks. »Eine Stadt, in der mit der ›Judensau‹ an der Stadtkirche Judenfeindlichkeit so offen ausgestellt wird, kann für jüdische Israelis kein Ort des Willkommens sein«, erklärte Klein am Mittwoch. »Damit Wittenberg Sitz des Deutsch-Israelischen Jugendwerks werden kann, muss zuerst die antisemitische ›Judensau‹ entfernt werden.«

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hatte die Gründung des Jugendwerks im September 2022 mit der damaligen israelischen Bildungsministerin Jifat Schascha-Biton verabredet. So soll der Jugendaustausch beider Länder ausgebaut werden. Damals hieß es, etabliert werden solle das Jugendwerk auf »Grundlage der bestehenden Koordinierungsbüros für den Jugendaustausch in Deutschland und Israel«. Der deutsche Sitz dieses Koordinierungsbüros ist Wittenberg.

Schwer zu vermitteln Klein betonte: »Die Gründung eines deutsch-israelischen Jugendwerks begrüße ich sehr. Es ist jedoch schwer zu vermitteln, dass nun gerade Wittenberg zu einem Ort der deutsch-israelischen Verständigung werden soll.«

In der Stadt mit rund 45.000 Einwohnern wird seit Jahren über das mehrere Hundert Jahre alte antijüdische Schmährelief an der Stadtkirche gestritten. Klagen auf Entfernung des Bilds scheiterten bisher. Es zeigt eine Sau, an deren Zitzen zwei Menschen saugen, die durch Spitzhüte als Juden identifiziert werden sollen. Eine als Rabbiner geltende Figur hebt den Schwanz des Tieres und blickt in den After. Schweine gelten im jüdischen Glauben als unrein.

In der Stadtkirche hatte Martin Luther (1483-1546) gepredigt, sie gilt als »Mutterkirche der Reformation«. Auch Luther steht wegen antisemitischer Äußerungen in der Kritik. dpa

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Reaktionen

Freund und Bruder Franziskus – Juden verabschieden sich vom Papst

Mit Wärme und Respekt würdigen Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit den Papst. Nicht immer war das Verhältnis von katholischer Kirche und Judentum aber einfach, etwa nach dem 7. Oktober 2023

von Leticia Witte  21.04.2025

Reaktionen

»Mit Papst Franziskus ist ein Freund der jüdischen Gemeinschaft von uns gegangen«

Der Zentralrat der Juden würdigt Papst Franziskus, der am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben ist

 21.04.2025

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  21.04.2025

Vatikan

Papst Franziskus ist tot

Das Oberhaupt der katholischen Kirche starb einen Tag nach dem Ostersegen

 21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  20.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025