Der bayerische Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) schadet mit seinen Äußerungen laut dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, der Erinnerungskultur in Deutschland. Aiwangers bisheriges Vorgehen »sich als Opfer einer gegen ihn gerichteten Kampagne zu stilisieren und sich möglichst spät, möglichst wenig und möglichst empathielos zu äußern«, diene als schlechtes Vorbild für junge Menschen, sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Die Bemühungen in Schulen und Gedenkstätten, vor allem jüngeren Menschen einen kritischen und verantwortungsvollen Umgang mit den nationalsozialistischen Verbrechen zu vermitteln, »werden durch das Verhalten von Herrn Aiwanger torpediert«, sagte Klein. Augenscheinlich gehe es Aiwanger, der auch bayerischer Wirtschaftsminister ist, hauptsächlich um die Abwehr des Vorwurfs, als Schüler Judenhass verbreitet zu haben.
Verdacht Aiwanger steht seit einer Recherche der »Süddeutschen Zeitung« in der Kritik. Demnach steht er im Verdacht, 1987/88 am Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf-Pfaffenberg ein antisemitisches Flugblatt verfasst zu haben. Aiwanger bestritt, Autor des Textes zu sein, der damals in seiner Schultasche gefunden wurde. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe meldete sich sein Bruder Helmut Aiwanger zu Wort und erklärte, er habe das Flugblatt verfasst.
Am Donnerstag wies Aiwanger weitere gegen ihn erhobene Vorwürfe, wie das Zeigen des Hitlergrußes während seiner Jugend zurück. Ob er in seiner Jugend menschenfeindliche Witze gemacht habe, könne er aus der Erinnerung weder vollständig dementieren noch bestätigen, sagte Aiwanger. Er entschuldige sich, falls dies geschehen sei. epd