Meinung

Kirchenglocken: Kreuz mit Haken

Martin Krauß Foto: Stephan Pramme

Immer, wenn von einem bedauerlichen Einzelfall die Rede ist, kann man fast sicher sein, dass gleich ein Dutzend ähnlicher Einzelfälle folgt. Im konkreten Fall sind es sogar 23. Mindestens so viele Kirchenglocken haben, wie der »Spiegel« berichtete, einen Nazibezug. Das Gros, 21, baumelt und bimmelt unter dem Dach evangelischer Kirchen.

Bekannt ist der Fall im pfälzischen Herxheim, wo der Gemeinderat mal so tut, als sei ein Hakenkreuz eine Verbeugung vor den Schoa-Opfern, und ein anderes Mal glauben machen will, da würde man sowieso nichts sehen. Wer vermutet hat, Herxheim sei eine Provinzposse mit überforderten Dorfschulzen, der lernt nun: Das gibt es fast überall.

73 Jahre nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes fällt erst langsam auf, wie viele Leichen man im Keller, der auch mal ein Kirchturm sein kann, hat. In diesen 73 Jahren waren viele Kirchenleute, die jetzt überrascht tun, mit allerlei anderem beschäftigt: mit gewundenen Interpretationen, warum Martin Luther eher moderner Reformator und weniger ordinärer Judenhasser war; oder mit Belehrungen, was die in Israel lebenden Juden im Umgang mit den arabischen Nachbarn endlich richtig machen sollten.

Blei Jetzt also erst bemerken auch niedrigere Kirchengliederungen, dass sie jahrzehntelang das eigene NS-Erbe allsonntäglich haben läuten lassen, ohne je etwas zu hören. Dabei hatte man doch genug Zeit, sich Gedanken zu machen, wie man mit dem Erbe des Nationalsozialimus, das ja auch das Erbe der »Deutschen Christen« ist, umgeht.

Im Berliner Olympiastadion gibt es die sogenannte Olympiaglocke. In sie war auch ein Hakenkreuz eingraviert; doch irgendwann wurde einfach Blei darüber gekippt, damit ein grafisch völlig unsinniges Quadrat entstand – dem man allerdings selbstredend seine frühere Hakenkreuzform ansieht.

Bislang galt dies als eines der peinlichsten Beispiele für den Umgang mit dem NS-Erbe im öffentlichen Raum. Was die Kirchen derzeit bieten, toppt sogar das noch.

Wien

EBU: Boykott hat keine Folgen für Finanzierung des ESC 2026

Der Gesangswettbewerb steht unter Druck. Die Boykott-Welle hat laut der Europäischen Rundfunkunion aber keine Auswirkungen auf dessen Finanzierung. Es werden aktuell rund 35 Staaten erwartet

 05.12.2025

Offenbach

Synagoge beschmiert, Kinder durch Graffiti eingeschüchtert

Rabbiner Mendel Gurewitz: »Ich war der Meinung, dass wir hier in Offenbach mehr Toleranz zwischen den unterschiedlichen Kulturen und Religionen haben als etwa in Frankfurt oder in anderen Städten.«

 05.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025