Einen Feldrabbiner gibt es zwar nicht im deutschen Militär. Dennoch ist Hauptmann Michael Berger der festen Überzeugung, dass durch die Werte, die die Bundeswehr vertritt, künftig immer mehr junge Juden bereit sein werden, freiwillig in den deutschen Streitkräften zu dienen. »Wir jüdischen Bundeswehrsoldaten vertrauen auf die Demokratie und den deutschen Rechtsstaat, und das spricht sich besonders in der jüdischen Jugend herum«, sagte Berger, Offizier beim Potsdamer Militärgeschichtlichen Forschungsamt und Vorsitzender des Bundes jüdischer Soldaten (BjS/RjF), am vergangenen Sonntag auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. Dort ging es am Volkstrauertag mit militärischer Formenstrenge zu. Unter sanftem Trommelwirbel legte zunächst Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) einen Kranz am jüdischen Kriegerehrenmal nieder. Es erinnert an die 395 aus Berlin stammenden deutschen Soldaten jüdischen Glaubens, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind, nachdem sie oft aus tiefer patriotischer Überzeugung »für Kaiser und Vaterland« gekämpft hatten.
Gefolgt wurde Guttenberg vom Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, dem Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Hellmut Königshaus, und ranghohen Vertretern jüdischer Gemeinden und des gesellschaftlichen Lebens, die ebenfalls mit Kranzniederlegungen der jüdischen Weltkriegsgefallenen gedachten. Dass die Kranzschleife des Generalinspekteurs ein Eisernes Kreuz zierte und dass Verteidigungsminister zu Guttenberg die traditionelle Kippa trug, hat für Hauptmann Berger symbolische Bedeutung: »Hier geht ein Vermächtnis in Erfüllung. Die jüdischen Soldaten, die im Weltkrieg ihr Leben ließen, hofften als Bürger auf die völlige Gleichheit aller Soldaten. Die gibt es in der Bundeswehr jetzt wirklich«, sagte Berger der Jüdischen Allgemeinen.