Einspruch!

Kanonenboote nach Manhattan

In Europa, besonders in Deutschland, wird gerade an einer Verschwörungstheorie gestrickt. Demnach habe Europa alles getan, um aus der Krise herauszukommen. Wenn da nicht die bösen »anglo-amerikanischen Interessen« wären, wie der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok sagt.

Die hätten Europa den »Währungskrieg erklärt«, meinte er nach der Abwertung mehrerer Euro-Länder durch Standard & Poor’s (S&P). Das klingt, als würde Brok gleich deutsche Kanonenboote nach Manhattan schicken. Ähnliches hört man, weniger zugespitzt, auch von anderen deutschen Politikern. Es ist der Versuch, vom eigenen Versagen abzulenken, indem man einen externen Sündenbock sucht.

Ratingagentur Warum die deutsche Reaktion so heftig ausfällt, lässt sich in der Begründung von S&P nachlesen. Die rechnet ab mit der einseitigen deutschen Fixierung auf Sparanstrengungen. Das wirke prozyklisch, verstärke also die Rezession, was wiederum zu Steuerausfällen führe, die die Schuldenkrise verschärften. Gleichzeitig werde zu wenig getan, um die wirtschaftlichen Ungleichgewichte in der Euro-Zone auszugleichen. S&P hält offenbar auch eine aktivere Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) für nötig, gegen die sich Berlin stets gewehrt hat.

Diese Sicht wird in vielen europäischen Hauptstädten geteilt, wo man der Meinung ist, die EZB sollte als »lender of last resort« fungieren. Nur dass man das bisher nicht so laut sagte, um die Deutschen nicht zu vergrätzen.

Berlin befindet sich in einem Dilemma. Einerseits hat die Bundesregierung recht, wenn sie die Schleusen der EZB nicht öffnen möchte, weil das den Reformdruck von Krisenländern nimmt. Andererseits wird die bisherige Medizin nicht ausreichen. Aus diesem Dilemma kommt man aber nicht heraus, indem man – wie Brok – auswärtige Mächte für eigenes mangelhaftes Krisenmanagement verantwortlich macht. Das ist hetzerischer Unsinn und erinnert an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte.

Der Autor ist Ressortleiter Außenpolitik der »Welt« und der »Welt am Sonntag«.

USA

Wer Jude ist, bestimmt nun er

Donald Trump wird immer mehr wie der berühmt-berüchtigte Wiener Bürgermeister Karl Lueger

von Michael Thaidigsmann  16.03.2025 Aktualisiert

Analyse

Die Umdeutler

Die AfD will die deutsche Geschichte verfälschen. Künftig kann sie ihr Ziel noch konsequenter verfolgen

von Sebastian Beer  16.03.2025

In eigener Sache

Warum es uns besonders wichtig ist, mit einer Sonderausgabe an Kfir, Ariel und Shiri Bibas zu erinnern

Ein Editorial von JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  16.03.2025 Aktualisiert

Berlin

Joschka Fischer nennt mögliche Verhaftung Netanjahus »absurd«

Der frühere Außenminister stimmt CDU-Chef Friedrich Merz zu: Der israelische Ministerpräsident müsse Deutschland unbehelligt besuchen können

von Imanuel Marcus  16.03.2025

Berlin

Staatsanwaltschaft: Deutlich mehr antisemitische Straftaten

Im vergangenen Jahr wurden 756 Fälle registriert

 16.03.2025

Brüssel

Früherer EJC-Chef Kantor von EU-Sanktionsliste gestrichen

Die Streichung des russisch-britischen Geschäftsmanns erfolgte offenbar auf Druck der ungarischen Regierung

 14.03.2025

New York

Im Trump Tower: Demo gegen Abschiebung eines Israelfeindes

Die USA wollen einen israelfeindlichen Aktivisten abschieben. Noch gab es kein Gerichtsverfahren, das Weiße Haus sieht sich im Recht. Jetzt gab es Protest – an einem symbolträchtigen Ort

 14.03.2025

Solidarität

»Wir haben Potter als einen mutigen Journalisten kennengelernt«

Der Journalist Nicholas Potter ist seit Wochen das Ziel einer Rufmordkampagne, initiiert von einem dubiosen Propaganda-Portal und befeuert von antiisraelischen Aktivisten. Jetzt äußert sich der Zentralrat der Juden

von Nils Kottmann  14.03.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Polizei verhindert möglichen Anschlag auf Synagoge Halle

Der Tatverdächtige soll bereits eine Waffe besorgt und im Internet mit seinem Plan geprahlt haben

 13.03.2025 Aktualisiert