Antisemitismus und Hassrede sind auch auf der bei Kindern und Jugendlichen beliebten Internetplattform TikTok verbreitet. Verschwörungserzählungen, dass Juden die Wirtschaft oder Politik oder Medien kontrollierten, die Androhung von Gewalt bis zum Veröffentlichen von Privatadressen, dies alles geschehe auch in dem Leitmedium von Jugendlichen, sagte die Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, Deborah Schnabel, am Dienstag in Frankfurt am Main.
Gemeinsam mit sieben »Creatoren«, die reichweitenstarke Kanäle auf TikTok betreiben, hat die Bildungsstätte eine Kampagne gegen Antisemitismus auf TikTok gestartet.
kommentare Die Kampagne »#GemeinsamgegenAntisemitismus« solle jungen Nutzern helfen, Antisemitismus zu erkennen und zu erfahren, welche Bedeutung es hat, Kommentare dagegen zu schreiben und die Äußerungen bei TikTok zu melden, sagte Schnabel. Die Bildungsstätte hat nach den Worten der Projektleiterin Danielle Jerry am 2. November sieben Videos auf TikTok für einen Monat online geschaltet und weitere auf den Kanälen der Creatoren verlinkt. Kommentare darauf erschienen im Sekundentakt. Posts auf TikTok kämen »im Faktor hoch zehn« gegenüber anderen Internetplattformen, sagte sie.
Es habe viele Hasskommentare und Beleidigungen auf die Videos hin gegeben, berichtete Jerry. Darunter waren Äußerungen wie: »Richtig gasig hier«, »Es kommt der Tag, da werdet ihr nicht mehr so laut reden« oder »Ich hasse alle Juden«, auch Gewaltaufrufe. Die Bildungsstätte habe am vergangenen Wochenende drei Mitarbeiter nur für das Management der Kommentare und das Löschen und Melden der Hassbotschaften gebraucht, ergänzte die Pressesprecherin Eva Berendsen. »So was erleben wir auf anderen Plattformen nicht.«
Die Kampagne erfahre in den Kommentaren aber auch viel Lob und Dank, berichtete die Projektleiterin. Viele Nutzer auf TikTok wollten keine Hasskommentare lesen, der Algorithmus spüle solche Mitteilungen in den Kanal. Die Kampagne wird von der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung, Zukunft« nach den Worten von Kommunikationsleiterin Katrin Kowark mit 300.000 Euro gefördert. epd