Gastbeitrag

Kai Diekmann: Der Hass in den Gesichtern vieler Palästinenser erschüttert mich

Der Vorsitzende des Freundeskreises Yad Vashem Deutschland e.V. über den Hass gegen Israel und was die Politik tun muss

von Kai Diekmann  10.10.2023 13:48 Uhr

Kai Diekmann, Vorsitzender des »Freundeskreises Yad Vashem« Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Der Vorsitzende des Freundeskreises Yad Vashem Deutschland e.V. über den Hass gegen Israel und was die Politik tun muss

von Kai Diekmann  10.10.2023 13:48 Uhr

Der brutale Überfall der Terrororganisation Hamas und des Islamischen Dschihad am Samstag auf den israelischen Staat mit hunderten von Opfern, mit Toten, Gefolterten, Verschleppten hat uns, die westliche, christlich-jüdische Welt, in Schockstarre versetzt.

Es scheint, als sei der Angriff ein Geschenk für Wladimir Putin, der am vergangenen Samstag, dem 7. Oktober, seinen 71. Geburtstag gefeiert hat. Der russische Despot hat vor eineinhalb Jahren seinen Nachbarn Ukraine überfallen und versucht seitdem mit größter Brutalität, den jüdisch-stämmigen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und mit ihm das gesamte ukrainische Volk zu eliminieren. In seinem Hass auf den Westen sucht er auch den Schulterschluss mit dem Iran, dessen größtes Ziel es ist, Israel auszulöschen.

Es ist erschütternd, dass es dieser brutalen Attacken bedarf, um der Politik die Augen zu öffnen. Am Sonntag gab es vor dem Brandenburger Tor in Berlin viele sehr kluge Reden, die ein Ende der Toleranz und des Verständnisses für Antisemitismus in Deutschland forderten. Aber den schönen Reden müssen auch Taten folgen. Sowohl die EU als auch Deutschland prüfen jedwedes finanzielle Engagement und alle Zahlungen an die Palästinenser. Das muss nun auch umgesetzt werden. Es darf keine finanzielle Unterstützung mehr geben für Organisationen, die mit den Terrorgruppen in Verbindung stehen oder die Zerstörung des Staates Israel befürworten.

Angriff auf Israel ist Angriff auf Juden weltweit

Israels Präsident Isaac Herzog bringt es auf den Punkt: Seit dem Holocaust sind nicht mehr so viele Jüdinnen und Juden an einem einzigen Tag ermordet worden. Als Deutsche muss uns das aufrütteln. Die freie Welt muss zusammenstehen für Frieden und Freiheit. Der Angriff auf Israel ist kein regionaler Konflikt um ein Territorium, sondern ein Angriff auf Israel als Ganzes, auf die Juden weltweit, ein Vernichtungskrieg. Das ist zugleich ein Angriff auf unsere Wertegemeinschaft.

Was mich wirklich erschüttert, ist der Hass in den Gesichtern vieler Palästinenser – und wir wissen, was Hass anrichten kann. Es ist kaum auszuhalten, wie ihnen der Triumph über die Toten und die Not der Geiseln ins Gesicht geschrieben steht.

Jubel für Hamas auf deutschen Straßen inakzeptabel

Deshalb fordern wir, der Freundeskreis Yad Vashem Deutschland e.V., die deutsche Regierung und die Europäische Union auf, jegliche finanzielle Unterstützung und staatliche Förderung von Organisationen, die die Zerstörung des Staates Israel befürworten und unschuldige Bürger Israels angreifen, dauerhaft einzustellen. Wir fordern die deutschen Behörden auf, konsequent gegen israelfeindliche Organisationen und Einzelpersonen in Deutschland vorzugehen, die den brutalen Angriff auf Israel feiern und die Opfer verhöhnen.

Es ist inakzeptabel, dass die Hamas auf deutschen Straßen bejubelt und der Terror mit dem Verteilen von Süßigkeiten gefeiert wird. Auch die Aktivitäten in den sozialen Medien müssen gründlich untersucht werden. Hier muss auch das deutsche Strafrecht in all seinen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Es kann nicht sein, dass in Deutschland nach wie vor jüdische Kindergärten, Synagogen und andere Einrichtungen unter Polizeischutz stehen und Jüdinnen und Juden sich bedroht fühlen. Menschen, die Terror gegen jüdische Mitmenschen feiern und sich gegen unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung stellen, müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

Ich als deutscher Staatsbürger werde mich weiter dafür einsetzen, dass Deutschland den Staat Israel uneingeschränkt unterstützt und dem israelischen Volk zur Seite steht. Es ist die Pflicht Deutschlands, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um zu verhindern, dass antisemitische Ideen, Strukturen und Organisationen in Deutschland wachsen und gedeihen und das Leben jüdischer Menschen und unsere Demokratie gefährden. 

Kai Diekmann ist Vorsitzender Freundeskreis Yad Vashem Deutschland e.V.

Menlo Park

Faktenchecker adé: Meta öffnet die Schleusen

Mark Zuckerberg kündigt die Abkehr vom bisherigen Moderationsmodell bei Facebook, Instagram und Threads an. Und das ist längst nicht alles

von Andrej Sokolow, Luzia Geier  09.01.2025

Berlin

Journalistin in Kreuzberg antisemitisch beschimpft und attackiert

Das Opfer berichtet regelmäßig für das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA)

 09.01.2025

Austin (Texas)

Wie Elon Musk in Europa Politik macht

Der Milliardär verbringt viel Zeit damit, die politische Stimmung in Europa zu beeinflussen. Vor allem Großbritannien hat er im Visier und Deutschland vor der Bundestagswahl. Aber warum?

von Andrej Sokolow, Jan Mies  09.01.2025

Auszeichnung

Israelischer Präsident ehrt SPD-Politikerin Brigitte Zypries

Für ihren Einsatz für die deutsch-israelischen Beziehungen und gegen Antisemitismus ist SPD-Politikerin Brigitte Zypries mit der Ehrenmedaille des israelischen Präsidenten ausgezeichnet worden

 09.01.2025

AfD

Wehe den Juden

Die rechtsextreme Partei geriert sich als Garant jüdischen Lebens in Deutschland. In Wahrheit gefährdet sie es

von Joshua Schultheis  09.01.2025

Meinung

Al-Dschasira abschalten

Der von Katar finanzierte Sender verbreitet auch in Deutschland Hamas-Propaganda. Mit Pressefreiheit hat das nichts zu tun

von Sabina Wolf  09.01.2025

Berlin

Schuster: Massendemos gegen AfD blieben ohne langfristige Wirkung

Vor einem Jahr gingen Hunderttausende gegen die in Teilen rechtsextreme Partei auf die Straße, in Umfragen legt sie trotzdem zu

 09.01.2025

Berlin

Weidel trifft Musk zu Online-Gespräch

Der amerikanische Milliardär schaltet sich von den USA aus in den deutschen Wahlkampf ein und macht Werbung für die zumindest in Teilen rechtsextremistische AfD. Jetzt kommt es zum virtuellen Kennenlernen mit Parteichefin Weidel

 09.01.2025

Terror

Italienische Journalistin nach Haft im Iran wieder zu Hause 

Der Fall von Cecilia Sala machte weltweit Schlagzeilen - bis hin zu einem Blitzbesuch von Ministerpräsident Meloni bei Trump. Jetzt ist sie zurück in Rom. Nicht nur die Familie ist erleichtert

von Robert Messer  08.01.2025